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Aufgespießt Lauter nette Leute

Wie sich Wohnungssuchende in München anpreisen müssen.

Von Steffen Honig 23.03.2017, 00:01

München l Die Metrolpole München ist teuer, Wohnungen sind sogar sauteuer und dazu noch knapp. Das Resultat dieser Mischung findet sich in den einschlägigen Immobilienseiten dortiger Zeitungen wieder.

Bei den Mietgesuchen wimmelt es von ehrlichen, umgänglichen Menschen. Hier ist offenbar der anständige Teil der Gesellschaft versammelt. Wie der 33-jährige Beamte aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium, der eine „helle 1,5 - bis 2-Zi-Whg“ bis ca. 1100 Euro sucht. „Bin freundlich, zuverlässig und rücksichtsvoll“, heißt es ganz objektiv. Gute Chancen hat wohl folgender Inserent: „Akdemiker in Festanstellung (30 J., NR, ohne HT) sucht ab sofort 2-TWG. 1100 WM, zentrumsnah“. Zwei Trümpfe hat der junge Mann in der Hand: NR – also Nichtraucher – verheißt Tapetenschonung und „ohne HT“ einen haustierfreien Zeitgenossen. Das findet jeder Vermieter nett, weil ruhig und sauber.

An Nettigkeiten mangelt es generell nicht. Da sucht etwa eine netter Kameramann (39) eine nette Wohnung. In einer anderen netten Annonce heißt es: „Zwei nette, ordentl. Lehreramtsstudentinnen, 21. J. NR, suchen WG-taugl. 2-Zi.Whg. ... bis max. Euro 950,- warm.“

Zwischen den Akademikern und Beamten ist ein Leiharbeiter mit zwei Hunden nicht zu finden. Es sei denn, er tarnt sich als angehende Führungskraft. Ohnehin lockert Phantasie die Wohnungssuche auf. Ein weibliche Inserentin dichtet fröhlich: „Make my life great again! Meinen Mann entsorgt, ist da jemand der mir eine zentrumsnahe 2-Zimmer-Wohnung borgt?“ Wer möchte da nicht helfen.