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Berlin Gartenschau vor Plattenbau

Berlins IGA soll ein Zukunftsmodell sein. Es geht um den Versuch, dem wachsenden Häusermeer eine grüne Lunge entgegenzusetzen.

07.04.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Wenn in wenigen Tagen die Internationale Gartenausstellung in Berlin eröffnet, geht es um mehr als Blümchengucken. Das rund 100 Hektar große IGA-Gelände steht für den Versuch, dem wachsenden Häusermeer in der Mitte der Hauptstadt für die Zukunft eine kräftige grüne Lunge am östlichen Stadtrand entgegen zu setzen. Damit will Berlin Modell für Städte sein, die sich durch Zuzug verdichten müssen. Nach dem Blumenzauber soll viel von der IGA bleiben – vor allen die Seilbahn als Infrastruktur-Probelauf für Großsiedlungen. „Berlin wird durch die IGA lebenswerter“, sagte Umweltsenatorin Reine Günther am Freitag.

Doch zuerst kommt die große Schau unter dem Motto „Ein Mehr aus Farben“. Zur IGA im Außenbezirk Marzahn-Hellerdorf erwarten die Planer vom 13. April bis Mitte Oktober rund zwei Millionen Besucher. Die Kabinenbahn, die von ihren Erbauern aus Südtirol gesponsert wird, ist jetzt schon der heimliche Liebling der Planer. Eine halbe Stunde vom Alexanderplatz entfernt startet sie nur wenige Schritte von der aufgehübschten U-Bahn-Station Kienberg entfernt beinahe lautlos wie zu einem Alpengipfel.

Statt Bergen sieht der Betrachter aus rund 30 Metern Höhe das Gartenschaugelände, eingerahmt von Plattenbauten aus DDR-Zeiten – eine ungeahnt faszinierende Perspektive. Die „Bergstation“ steht auf dem rund 100 Meter hohen Kienberg, der einst aus dem Schutt des zerbombten Berlins aufgetürmt wurde. Auf seinem Gipfel erhebt sich die futuristische Aussichtsplattform „Wolkenhain“, die bei gutem Wetter einen Blick bis ins Berliner Zentrum freigibt. Auf der anderen Seite endet die Seilbahn an den Gärten der Welt.

Sie sind seit den 1990er Jahren an diesem eher ungewöhnlichen Standort gewachsen und nun Herz und Anker der gesamten Schau. Die Gärten entführen mit Pflanzen und Architektur nach China, Japan, Bali oder in den Orient, neu hinzugekommen sind ein Englischer Garten samt Cottage für „tea time“ und eine größere Tropenhalle. So dicht nebeneinander im Park sind sie einmalig in Deutschland – und bleiben, wenn die IGA vorbei ist.

Till Rehwaldt, Präsident des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten, reicht jetzt schon ein Blick in den Berliner Mauerpark. Dann ahnt er, wie sehr die wachsende Hauptstadt mit 3,6 Millionen Einwohnern neue Grünflächen und Freiräume braucht. Von Riesenschaukeln bis zum Flohmarkt ist im Mauerpark vieles zu finden. Nur Rasenflächen und Grün sehen im beliebten Szene-Stadtteil Prenzlauer Berg oft so kläglich aus wie die abgeliebten Stofftiere der vielen Kiez-Kinder.