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Brandanschlag Zwei Obdachlose in Berlin angezündet

In Berlin sind zwei schlafende Obdachlose mit einer Flüssigkeit übergossen und angezündet worden. Die Opfer sind lebensgefährlich verletzt.

23.07.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Zwei obdachlose Männer sind in Berlin angezündet und lebensgefährlich verletzt worden. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hat ein unbekannter Täter die Männer und ihren Besitz am Sonntagabend vor dem Bahnhof Schöneweide mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen. Zeugen aus einem benachbarten Imbiss kamen zu Hilfe und löschten die Flammen. Alarmierte Sanitäter leisteten Erste Hilfe. Konkrete Hinweise zu dem Täter oder einem Motiv waren zunächst nicht bekannt. Eine Mordkommission übernahm die Ermittlungen.

Die 47 und 62 Jahre alten Männer hatten ihr Quartier auf dem Vorplatz des Bahnhofs aufgeschlagen. Nach dem Brandanschlag wurden sie in ein Krankenhaus gebracht. Wegen der lebensgefährlichen Brandverletzungen konnten sie noch nicht von der Kriminalpolizei befragt werden, wie ein Sprecher sagte.

Noch in der Nacht untersuchten Experten von der Kriminalpolizei den Tatort. Beamte befragten gestern die Zeugen. Die Polizei prüft, ob der Bahnhofsplatz mit Kameras überwacht wird. Falls sich der Täter im Bahnhof aufhielt, könnte er von den dortigen Kameras gefilmt worden sein.

In Medienberichten war am Montag zunächst von zwei Angreifern die Rede. Ein Polizeisprecher sagte: „Wir haben nur Kenntnis von einem Täter.“ Das sei das Ergebnis der ersten Ermittlungen am Tatort. Ob der Täter aus dem rechtsextremistischen Milieu oder aus aggressiven, aber unpolitischen Kreisen kommt oder selber zum Obdachlosenmilieu gehört, war gestern noch unbekannt.

Die Opfer lagerten an einem Fahrstuhlschacht auf dem Bahnhofsvorplatz, der zwischen dem Bahnhofsgebäude, einem großen Einkaufszentrum und einer Hauptverkehrsstraße liegt. Der Tatort war also von allen Seiten sehr gut zu sehen - besonders, weil der größere Bahnhof und die Umgebung mit Imbissen und Kneipen gerade an einem warmen Sommerabend noch gut frequentiert sind.

Der Fall erinnert an die Brandattacke auf einen Obdachlosen am Heiligabend 2016, die deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. Damals hatte eine Gruppe Jugendlicher in einem U-Bahnhof versucht, einen schlafenden Mann mit einem Feuerzeug anzuzünden. Der Haupttäter wurde wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Die Tat geschah eher aus Langeweile der jungen Flüchtlinge und einer gefährlichen Gruppendynamik heraus.