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Erfindermesse Der Traum vom perfekten Klopapier

Die Welt verbessern wollen Tüftler. Ihre genialen Einfälle stellen sie bei der Erfindermesse in Genf vor.

29.03.2017, 23:01

Genf (dpa) l Otto Wojciech ist genau das, was man sich unter einem richtigen Erfinder vorstellt. Erst stellt der Lkw-Fahrer fest, dass seine Tochter auf der Toilette nach dem großen Geschäft Berge von Papier benutzt, aus Angst, sich die Hand schmutzig zu machen. Darüber sinniert er auf seinen langen Fahrten, und als er eines Tages in einer Raststätte einen Kaffee trinkt, passiert es: „Und es hat Blitz gemacht“, sagt der 50 Jahre alte Pole, der seit 20 Jahren in Rickling in Schleswig-Holstein lebt, bei der Erfindermesse in Genf.

Er tüftelte ein zweilagiges Toilettenpapier aus, dessen Blätter dank spezieller Prägung an einer Längsseite geschlossen sind. So entsteht eine Art Tüte. „Garantiert bleiben die Hände sauber“, sagt Wojciech. Das Papier gibt es auf der Toilettenrolle oder als Päckchen mit Einzelblättern, in einer Box an der Wand zu verstauen.

Wojciech hat ein Patent, da heißt das ganze „Hygienevorrichtung“. „Zum hygienischen Entfernen von Verschmutzungen, wobei die Papierlagen eine Tasche mit einer Außenseite zur Aufnahme der Verschmutzungen, einer Innenseite zum Berühren mit einer Hand des Benutzers und einer Öffnung zum Einführen der Hand bilden.“

Die Erfindermesse ist ein Basar von Träumen und Möglichkeiten. Alle Ideen sollen die Welt verbessern. Viele der mehr als 700 Aussteller kommen aus Forschungsabteilungen und Wissenschaftsinstituten, beschäftigen sich mit Mechanik, Hydraulik, Geräten, Instrumenten – sehr technisch alles.

Wie der Klip‘Car des Schweizers Philippe Cabot. Sein Einkaufswagen mit Deckel lässt sich an die Anhängerkupplung des Autos hängen. „Beim Einkaufen räumt man die Sachen aus dem Regal, in den Wagen, dann an der Kasse aufs Band, in die Taschen, ins Auto – mit diesem Wagen fällt das alles weg“, sagt Marie-Claire Cordier, die den Einkaufswagen gemeinsam mit Cabot präsentiert. Gedacht ist er für Supermärkte, die den Wagen auf Leihbasis anbieten, oder auch für Privatbesitzer.

Igor Ustinov stellt ein Hausbausystem aus Plastikflaschen vor. Er lässt das recycelte Material zu drei Meter langen hohlen Balken verarbeiten. Die können dann mit Sand oder Erde gefüllt und fast nach Lego-Art zusammengebaut werden. „Wir lösen zwei Probleme in einem: Die Plastikflaschen landen nicht in der Natur, und gleichzeitig wird nichts abgeholzt, um Häuser zu bauen“, sagt Ustinov. Die Häuser seien so standfest wie Betonbauten, aber nur halb so teuer. Ustinov ist Sohn des 2004 gestorbenen britischen Schauspielers Peter Ustinov und von Beruf Bildhauer.

Neugierig machen auch diese Produkte: der Klapproller mit Motor, der sich auf Fußtritt von allein zusammenfaltet; der Nagelputzstein, der Fingernägel mit Diamantstaub zum Glänzen bringt; die bunt verpackte Zahnarztspritze ohne sichtbare Nadel aus dem Iran, die die Betäubung für Kinder zu einem „lustigen, bunten Erlebnis“ machen soll.

Die Aussteller demonstrieren mit großem Einsatz ihre Erfindungen. Wer gut verkaufen kann, zieht besonders viele Neugierige an. Otto Wojciech fährt erstmal weiter Lkw. „Irgendwo muss ja Geld herkommen“, sagt er und lacht mit dem Klopapier in der Hand.