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Geiselnahme Terror als Motiv nicht ausgeschlossen

Die Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof wurde durch die Polizei beendet. Mittlerweile sind erste Details bekanntgeworden.

15.10.2018, 12:35

Köln (dpa) l Eine Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof hat die Polizei am Montag stundenlang in Atem gehalten und für ein Chaos auf den Bahnstrecken rund um die Millionenmetropole gesorgt. Der Geiselnehmer erlitt schwere Verletzungen und musste reanimiert werden, auch ein unbeteiligtes Mädchen wurde nach Polizeiangaben schwer verletzt. Die Geisel erlitt leichte Verletzungen. Der Bahnhof wurde evakuiert, Züge wurden weiträumig umgeleitet, einige Züge endeten vorzeitig.

Am Montagabend hat die Kölner Polizei bei einer Pressekonferenz erste Details zum Hergang mitgeteilt. Sie schließt dabei einen terroristischen Hintergrund nicht aus. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte eine Polizeisprecherin am Montagabend in Köln. Bei der Geiselnahme soll der Mann nach Angaben eines weiteren Sprechers auch geäußert haben, dass er zur Terrorormiliz IS gehöre. Der Geiselnehmer habe zuvor einen Molotowcocktail in einem Bahnhofsrestaurant gezündet.

 

Dadurch sei ein 14-Jähriges Mädchen verletzt worden, teilte die Polizei am Montagabend mit. Sie habe Brandverletzungen erlitten und befinde sich im Krankenhaus. Die Sprinkleranlage löste aus. Das habe den Täter wohl unter anderem dazu veranlasst, das Restaurant zu verlassen.

Bei der Geiselnahme soll der mutmaßliche Täter auch mehrere Gaskartuschen genutzt und in der Apotheke im Hauptbahnhof gelagert haben. Es seien blaue Campinggaskartuschen und Brandbeschleuniger gefunden worden, von denen einige mit Klebeband verbunden gewesen seien, sagte ein Polizeisprecher am Montagabend bei einer Pressekonferenz in Köln.

Laut Kriminalpolizei wurden am Tatort Papiere eines 55 Jahre alten Syriers gefunden worden. Demnach habe der Besitzer dieser Papiere eine Duldung bis Mitte 2021 erhalten. Der Geiselnehmer sei mit "hoher Wahrscheinlichkeit" der Passinhaber. Die Ermittler betonten gleichzeitig, dass die Identität des Täters aber noch nicht eindeutig geklärt sei. Der Inhaber des gefundenen Dokumentes von 2016 sei umfangreich wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl und Drogen bekannt.

Der Geiselnehmer soll nach Angaben der Polizei freien Abzug gefordert haben. Er habe außerdem einen Koffer und eine Reisetasche verlangt, sagte der leitende Polizeidirektor Klaus Rüschenschmidt am Montag in Köln. Koffer und Tasche habe er zuvor im Café eines Schnellimbisses liegen gelassen, in dem er einen Brandbeschleuniger gezündet hatte. Zudem habe der Mann die Freilassung einer Tunesierin gefordert. Weitere Details seien nicht bekannt.

Die Staatsanwaltschaft Köln hat in der Zwischenzeit ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes und Körperverletzung gegen den Manneingeleitet. Das teilte eine Sprecherin der Behörde mit.

Am Nachmittag hatte die Polizei die Geiselnahme beendet. Nach einem ersten Kontakt mit dem Täter versammelte sie Spezialeinsatzkräfte vor dem Gebäude und drang schließlich in die Apotheke ein. Der Geiselnehmer musste nach dem Einsatz wiederbelebt werden. Auf welche Weise und von wem er verletzt wurde, sagte die Polizei zunächst nicht.

Erste Notrufe vom Bahnhof hatten die Polizei am Mittag erreicht. Der Vorplatz des Hauptbahnhofs zum Dom wurde gesperrt und gesichert. Auch den Breslauer Platz an der Rückseite des Bahnhofs, an dem die Apotheke liegt, sperrten Einsatzkräfte großräumig ab. Spezialeinsatzkräfte sammelten sich dort und bereiteten sich auf den Zugriff vor. Im Kurznachrichtendienst Twitter warnte die Polizei: "Bitte meiden Sie den Bereich." Zu Forderungen des Mannes äußerte sich die Polizei zunächst nicht.

Der Kölner Hauptbahnhof gehört zu den meistfrequentierten in Deutschland. Er liegt im Stadtzentrum direkt neben dem Kölner Dom. Täglich durchströmen ihn rund 1300 Züge und bis zu 280 000 Reisende auf elf Gleisen.