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Gesellschaft Bundestag richtet Spielzimmer ein

21 Bundestagsabgeordnete haben in dieser Legislaturperiode ein Kind bekommen. Jetzt haben Politikerinnen eine Betreuung erkämpft.

17.05.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Wenn es um kleine Kinder, lange Abendsitzungen und Babysitter geht, sind Parteien nicht so wichtig. Ob sie nun zu CDU oder SPD, Linken oder Grünen gehören – Mütter im Bundestag haben ähnliche Probleme. Und sie arbeiten gemeinsam an der Lösung. Vor Raum 1S002 im Reichtagsgebäude kann man den Debatten im Plenarsaal lauschen. Drinnen liegen Spielteppiche, stehen Kisten mit Lego und Bauklötzen bereit, warten Holzpuzzle, Wachsmalkreide und Buntstifte auf ihren Einsatz.

Das neue Spielzimmer ist ein Erfolg der Initiative „Eltern in der Politik“. Dort können Abgeordneten-Kinder während der besonders langen Debatten an Donnerstagen ab 17 Uhr und während Sondersitzungen spielen und bei Bedarf auch auf Matratzen schlafen, wenn die Eltern das – auf eigene Kosten – buchen.

Die Mütter-Koalition will damit mehr als nur für Betreuung ihrer Kinder sorgen. „Es geht uns auch um einen kulturellen Wandel. Sonst haben wir nur familienferne Menschen in der Politik“, sagt Kristina Schröder von der CDU, die ehemalige Familienministerin, die 2011 als erste Bundesministerin ein Kind bekommen hatte und ihren Rückzug vor der Bundestagswahl 2013 damit begründete, dass sie mehr Zeit für die Familie wolle. Franziska Brantner von den Grünen findet, der Bundestag müsse in Sachen Familienfreundlichkeit ein Vorbild sein, man verlange das ja auch von Unternehmen.

Den Anstoß für „Eltern in der Politik“ gab eine Rangliste der Organisation „abgeordnetenwatch.de“ mit Politikern, die 2015 namentliche Abstimmungen verpasst hatten, da landete Kristina Schröder recht weit oben. „Das hat mich tierisch aufgeregt, denn ich war 14 Wochen im Mutterschutz.“

Ihrem Ärger machte Schröder auf Twitter Luft und bekam Unterstützung von Brantner. Gemeinsam mit Linken-Chefin Katja Kipping, Grünen-Politikerin Lisa Paus sowie Susann Rüthrich und Dagmar Schmidt von der SPD organisierten sie sich. Inzwischen weist der Bundestag aus, wenn jemand eine Abstimmung im Mutterschutz verpasst.