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Hitzewelle Hydranten, Sombreros, Gurkensuppe

Was die Menschen in Deutschland in diesem Sommer aushalten müssen, gibt es andernorts regelmäßig. Wie wappnen sich andere gegen die Hitze?

31.07.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Ein paar Wochen am Stück Sommerhitze und schon stöhnen viele Menschen in Deutschland. Doch was sollen da erst die Bewohner von Weltregionen sagen, wo solche Hitzeperioden länger und auch heftiger ausfallen? Sie haben häufig ihre ganz eigenen Strategien entwickelt, mit der übermäßigen Wärme umzugehen. Eine Auswahl rund um den Globus:

Irak: Mit Hitze kennen sich die Iraker aus: Temperaturen jenseits der 40 Grad gehören im Sommer zum Alltag. Weil wegen der schwachen Infrastruktur jedoch permanent der Strom ausfällt, ist auf Klimaanlagen kein Verlass. Viele Händler stellen deshalb im Sommer auf den Bürgersteigen Duschen auf, unter denen sich die Iraker zur Erfrischung die Köpfe mit Wasser abbrausen können. Handtücher liegen auch bereit.

Golf-Staaten: Das beste Rezept gegen Hitze in den Wüstenstaaten am Golf lautet: Tagsüber nicht ins Freie gehen. Die Bürgersteige sind deswegen im Sommer fast menschenleer. Wer von einem Ort zum anderen muss, bewegt sich nur in einem klimatisierten Fahrzeug. Wie im Irak sind auch klimatisierte Einkaufszentren beliebte Anlaufpunkte und Zentren des öffentlichen Lebens. Erst nach Sonnenuntergang füllen sich dann auch wieder die Straßen.

USA: In der US-Ostküstenmetropole New York sollen an Hydranten eigentlich nur Feuerwehrleute Hand anlegen. An heißen Tagen werden sie unerlaubt aber auch von Anwohnern und Kindern geöffnet, die sich im Wasserstrahl abkühlen wollen. Bis zu 3800 Liter pro Minute schießen dann in die Luft. Erlaubt ist der kostenlose Wasserspaß heute nur noch mit Sprüh-Aufsätzen der Feuerwehr – damit sprudeln pro Minute noch etwa 100 Liter heraus.

Italien: Die Devise in Italien lautet in den Hitze-Monaten: Ferien machen. Im August kommt das öffentliche Leben im ganzen Land weitgehend zum Erliegen, viele Büros und Geschäfte in den großen Städten schließen den ganzen Monat. Die Italiener zieht es in Massen ans Meer oder in die Berge. Mittags ziehen sich die Menschen meist in dunkle Häuser zurück, um abends wieder am Strand zu flanieren.

Mexiko: In Mexiko, das in dieser Woche ebenfalls unter einer Hitzewelle im Norden mit Temperaturen bis zu 40 Grad ächzte, darf gegen die Sonne vor allem eines nicht fehlen: der Sombrero. Damit ist aber nicht die übergroße Kopfbedeckung gemeint, die Klischee-Mexikaner in Comics tragen. „Sombrero“ bedeutet schlichtweg Hut – und Hüte werden in dem lateinamerikanischen Land an jeder zweiten Straßenecke verkauft. In Mexiko-Stadt ist er besonders wichtig. Da die Stadt auf 2250 Metern Höhe liegt, ist die Sonne dort besonders intensiv. An den Küsten Mexikos herrscht tropisches Klima. Um in der feuchten Hitze relativ cool zu bleiben, setzen zum Beispiel die Menschen im Bundesstaat Veracruz auf traditionelle weiße Leinenkleidung.

Japan: Viele Japaner versuchen mit findiger Technik der Hitze zu trotzen: In Drogerien und Kaufhäusern werden die verschiedensten Produkte zum Schutz vor der Hitze angeboten. Die Bandbreite reicht von kühlenden Feuchttüchern und Fächern über weiche Kühlkissen für den Nacken bis hin zu moderner Kleidung mit Faserstoffen, die für einen kühlenden Effekt sorgen. Manche Japaner schaffen sich auch kleine tragbare Ventilatoren mit Batteriebetrieb an. Der Erfindungsreichtum kennt keine Grenzen: Jacken für Bauarbeiter mit eingebautem Ventilator, Kühlmatten für Babykarren oder Haustiere sowie Anhänger, die bei hoher Temperatur einen Warnton schrillen lassen. Japans Polizei führte eine Weste für Streifenbeamte ein, die aus luftdurchlässigem Material besteht und mit Taschen unter den Ärmeln und auf dem Rücken für Kühlaggregate versehen ist.

Spanien: Die Menschen in Spanien sind an die Sommerhitze gewöhnt. Erst wenn das Thermometer die 40-Grad-Marke erreicht, fangen etwa die Madrilenen auf der Straße zu stöhnen an. Wenn die Sonne besonders heiß vom Himmel knallt, zwischen 14 Uhr und 17 Uhr, zieht man sich einfach zurück. Die Siesta, der „Mittagsschlaf“, gehört zu Spanien. Büros machen längere Pausen, in den meisten Läden werden „Geschlossen“-Schilder nach draußen gehängt. Während der Siesta halten allerdings die wenigsten Spanier ein Nickerchen. Die Essgewohnheiten werden dem Klima angepasst. Im Sommer erfrischt man sich mit kalt servierten Suppen wie Gazpacho oder Salmorejo.

Bulgarien: Wenn die Sommer so richtig heiß werden, erfrischen sich die Menschen gerne mit kühlem heimischem Joghurt. Zum Frühstück, zwischendurch oder am Abend will in dem Balkanland kaum jemand auf die dicke „kisselo mljako“ (saure Milch) verzichten. Ebenso nicht auf Ayran aus Joghurt, Wasser und Salz. Dieses Erfrischungsgetränk soll den Blutdruck senken. Sehr beliebt als Vorspeise an heißen Sommertagen ist auch die kalte Gurkensuppe „tarator“, die mit Joghurt, Dill, Knoblauch, Olivenöl und gehackten Walnusskernen zubereitet wird.