1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Privatleben statt Palastpflichten

Königshäuser Privatleben statt Palastpflichten

Harry und Meghan wollen weniger roalye Pflichten - Das britische Königshaus ist nicht das erste und einzige, in dem das passiert.

05.02.2020, 23:01

London/Stockholm/Madrid/Amsterdam (dpa) l Als Prinz Harry und seine Frau, Herzogin Meghan, aus dem britischen Königshaus Reißaus nahmen, war der Aufschrei groß – nicht alle waren mit dem Entschluss des jungen Paares einverstanden. Bei einem näheren Blick in die anderen Paläste Europas fällt aber auf: So einzigartig ist das Schrumpfen der britischen Monarchie gar nicht. Tatsächlich befinden sich mehrere Königshäuser auf personeller Abspeckkur – aus teils völlig unterschiedlichen Gründen.

Wobei der Schritt von Harry (35) und Meghan (38) sicherlich heraussticht und am intensivsten beäugt wurde. Begründet hatten sie ihre Entscheidung zu Jahresbeginn mit dem Wunsch nach mehr Privatleben und persönlicher Entfaltung. Aussichten auf den Königstitel hat Harry hinter seinem Vater Charles (71), Bruder William (37) und dessen Kindern George, Charlotte und Louis ohnehin nicht. Warum sich nicht also den royalen Fesseln entwinden?

Wie man ein Königshaus mit Anstand verschlankt, ohne dabei auf royale Füße zu treten, hat Schwedens König Carl XVI. Gustaf (73) vorgemacht: Er entschied im Oktober, dass fünf seiner sieben Enkel in Zukunft keine königlichen Amtsgeschäfte auf höchstem Niveau mehr ausüben müssen. Die Kinder von Prinzessin Madeleine (37) und ihrem Mann Christopher O’Neill (45) sowie die von Prinz Carl Philip (40) und seiner Frau Prinzessin Sofia (35) sind damit weiter Mitglieder der königlichen Familie, nicht aber des königlichen Hauses. Eine klare Ansage von oben, angemessene Erklärungen des Hofes und öffentliches Lob von Madeleine und Carl Philip für den Schritt sorgten für landesweites Verständnis. „Die Kinder sind von den königlichen Fesseln befreit worden“, urteilte die Boulevardzeitung „Expressen“.

Andere Königshäuser haben sich schon früher bewusst verschlankt. In der Hinsicht hat sich kaum ein anderer König so entschlossen gezeigt wie Spaniens Felipe VI. (52). Schon bei der Thronbesteigung 2014 nach der Abdankung seines Vaters ließ er mehrere Reformen in Kraft treten, darunter auch eine Verkleinerung der Casa Real, der neben Felipe seitdem nur noch Königin Letizia (47), Kronprinzessin Leonor (14), Felipes jüngste Tochter Sofía (12) sowie das emeritierte Königspaar Juan Carlos I. (82) und Sofía (81) angehören.

Felipes Durchgreifen ergibt für den spanischen Steuerzahler auch finanziell Sinn: Jeder Spanier muss für das Königshaus, das mit einem Haushalt von knapp 7,9 Millionen Euro zu den kostengünstigsten zählt, statistisch nur rund 17 Cent im Jahr zahlen – im Vergleich zu anderen Häusern herrschen in Madrid also echte Budget-Royals.

Ein Kuriosum erleben gerade etwas weiter südlich die Belgier: Nach jahrelangem Dementi hat Ex-König Albert II. die Künstlerin Delphine Boël als seine uneheliche Tochter anerkannt – nach öffentlichem und juristischem Druck und einem Gentest, der alle Zweifel ausräumte. Bekommt das belgische Königshaus damit entgegen dem Trend ein neues Mitglied? Mitnichten: Boël wird nicht Prinzessin und erhält keinen Platz in der Thronfolge. Auch öffentliche Auftritte im Namen der Königsfamilie sind für Philippes Halbschwester ausgeschlossen.