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Medizin Kommt die rosa Revolution?

Demnächst können auch Frauen ein Sex-Mittelchen kaufen. Im Unterschied zu Viagra wirkt es nicht körperlich sondern psychisch.

19.08.2015, 23:01

New York (dpa) l Ein als „Viagra für Frauen“ bezeichnetes Mittel ist in den USA zugelassen worden. Damit darf dort erstmals ein luststeigerndes Medikament für Frauen verkauft werden. Die Food and Drug Administration (FDA) gab am Dienstag (Ortszeit) die Genehmigung für den Arzneistoff Flibanserin, der unter dem Namen Addyi auf den Markt kommen soll. Zuvor hatte die Behörde zwei solche Pharmaanträge abgelehnt. „Die heutige Zulassung gewährt Frauen, die unter sexueller Unlust leiden, eine überprüfte Therapiemöglichkeit“, sagte FDA-Forschungsdirektorin Janet Woodcock.

Das Mittel ist umstritten, weil es nur bei einem kleinen Teil der betroffenen Frauen überhaupt wirkt, die Wirkung im Durchschnitt recht gering ist und es beträchtliche Nebenwirkungen geben kann. Flibanserin wird zwar oft als „Viagra für Frauen“ bezeichnet, der Wirkmechanismus ist jedoch nicht vergleichbar. Viagra hilft gegen körperliche Aussetzer, Addyi ist dagegen ein Psychopharmakum. Es beeinflusst die Freisetzung bestimmter Hormone und kann so die Lust auf Sex steigern.

Nach Untersuchungen kam es bei Frauen mit dem Wirkstoff zu einem halben bis einem Mal Sex mehr pro Monat als bei Frauen, die ein Scheinmedikament (Placebo) erhielten.

Sexuelle Unlust ist ein Problem für Millionen Frauen und oft auch eine Belastung für die Beziehung. Die Gründe sind vielfältig, bedeutsame Faktoren sind Stress, Überlastung, Gewohnheit oder auch körperliche Leiden. Mediziner gehen davon aus, dass die Tablette etwa zehn Prozent der Betroffenen helfen könnte.

Ob und wann das Präparat nach Deutschland kommt, ist ungewiss. Derzeit liege kein Antrag auf Zulassung vor, hieß es am Mittwoch vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Die Pille muss jeden Abend eingenommen werden – ob Sex geplant ist oder nicht. Flibanserin ist ein Antidepressivum, zufällig wurde eine leicht luststeigernde Wirkung entdeckt. Als Nebenwirkungen führen Analysen unter anderem Müdigkeit, Übelkeit und Schwindel an, zudem gibt es Wechselwirkungen bei gleichzeitigem Alkoholgenuss.

Entwickelt wurde der Wirkstoff vom deutschen Hersteller Boehringer Ingelheim. Nach einem negativen FDA-Bescheid gaben die Rheinland-Pfälzer das Projekt 2010 auf. Sprout Pharmaceuticals aus Raleigh im Bundesstaat North Carolina übernahm die Forschung, scheiterte aber zunächst 2013 ebenfalls an der US-Behörde. Der dritte Anlauf brachte nun die Genehmigung.