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Naturschutz Sturmfluten häufen sich

Im Winter häuften sich die Sturmfluten an Deutschlands Küsten. Hängt es mit dem Klimawandel zusammen?

14.03.2020, 08:38

Norden (dpa) l Nach der Sturmflutsaison ist Strandsaison: Schon bald werden auf einigen Ostfriesischen Inseln die Strandkörbe aus dem Winterlager geholt – die bisherige Bilanz zu den Sturmfluten fällt derweil teils außergewöhnlich aus. Am Pegel Cuxhaven etwa verzeichnete der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) seit 15. September bis zum Wochenende 20 leichte Sturmfluten. Im Durchschnitt treten solche laut NLWKN nur bis zu zehn Mal in einem Jahr auf. Ungewöhnlich sei im Februar auch eine Kette schnell hintereinander folgender Sturmfluten gewesen. Bilder vom Wangerooger Badestrand hatten damals für Aufsehen gesorgt, weil rund 80 Prozent des Sandes weggespült worden waren.

Allerdings betonte NLWKN-Sprecher Carsten Lippe: "Eine grundsätzliche Tendenz zu einer Häufung von Sturmfluten ist anhand unserer Daten bisher nicht zu erkennen." Schwankungen seien normal, ein Einfluss des Klimawandels lasse sich nicht feststellen. Das sieht auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) so. "Allerdings steigt durch den Klimawandel der Meeresspiegel und damit in etwa gleichem Maße die Höhe der Sturmflutscheitelwasserstände", sagte Stephan Dick, der beim BSH für Vorhersagedienste zuständig ist.

"Wenn der mittlere Meeresspiegel um einen halben, dreiviertel Meter gestiegen sein wird, werden eben auch Sturmfluten höher sein als heute", erklärt der Geo-Ökologe Helge Bormann. Er forscht an der Jade Universität in Oldenburg zu Folgen des Meeresspiegelanstiegs. "Wenn das Wattenmeer nicht gleichermaßen mitwächst, werden wir mehr Wellen haben und dann werden wir eben auch mehr Belastungen haben auf die Küstenschutzbauwerke."

Ab wann von einer Sturmflut gesprochen wird, das definiert das BSH etwas anders als der NLWKN. Das Bundesamt verzeichnete an der niedersächsischen Küste seit dem 1. Juli vergangenen Jahres acht Sturmfluten. "Wir befinden uns im oberen Durchschnitt, aber extrem war es bislang nicht", so Dick. Bis zum 15. April geht laut NLWKN die Saison, in der auch mit schweren Sturmfluten gerechnet werden muss. Leichte Sturmfluten seien bis in den Sommer hinein möglich.

Drohen in den kommenden Tagen laut einem Sprecher der Tourismus-Organisation Nordseeheilbad Borkum keine starken Winde, werden die ersten Strandkörbe aufgestellt. Auf Norderney will man Ende März damit anfangen, wie ein Sprecher der Staatsbad Norderney sagte. An Wangerooges beschädigtem Badestrand müssen dafür erst Zehntausende Kubikmeter Sand aufgefahren werden. Die Sturmfluten spülten diesen Winter mehr Sand weg als in den vergangenen Jahren. Der Strand im Sommer 2020 wird voraussichtlich also etwas flacher ausfallen.