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Notfall Löwenjagd in Brandenburg

Ein Löwen-Paar hat in einem Wildpark die Freiheit ausprobieren wollen. Ein zweiter Zaun und ein Betäubungsgewehr stoppten den Ausflug.

Von Christof Bock und Georg-Stefan Russew, dpa 06.07.2016, 23:01

Baruth l Häufig redet man in Brandenburg über frei laufende Raubtiere. Doch damit waren bisher immer die Wölfe gemeint, die aus Richtung Osten eingewandert sind. Jetzt sind in Baruth – eine Autostunde südlich von Berlin – zwei Löwen ausgebüxt. Nach ersten Erkenntnissen gelangten sie durch eine Tür und erkundeten einen äußeren Bereich, der aber ebenfalls eingezäunt ist. Der Park spricht von „menschlichem Versagen“.

Der Trip von „Massai“ und „Gretchen“ dauerte nicht lange: Nach zwei Stunden streckte eine Tierärztin „Gretchen“ mit dem Betäubungsgewehr nieder. „Massai“ trollte sich auf gutes Zureden und lief in sein Zuhause.

„Zu keinem Zeitpunkt waren Besucher in Gefahr, weil wir um das Gehege noch einen Sicherheitszaun haben“, betonte Park-Geschäftsführer Julian Dorsch. Dieses mehrere Meter hohe Hindernis besteht teilweise aus Holz und teils aus Metall. „In dieser Zone haben sich beide Tiere aufgehalten. Wir haben trotzdem den Park aus Sicherheitsgründen sofort geräumt.“

Es sei schon ein Schock gewesen, sagte Dorsch über die ersten Empfindungen. „Wir hatten aber nicht lange Zeit, um nachzudenken. Wir haben nach unserem Evakuierungsplan gehandelt.“ Die Polizei lobte dann auch später „die umsichtig handelnden Parkmitarbeiter“.

Rund 100 Besucher waren an dem Mittwochmittag auf dem rund 100 Hektar großen Areal südlich von Berlin unterwegs. Nach Polizeiangaben wurde das Gelände innerhalb etwa einer Viertelstunde geräumt. „Gretchen“ lief vor ihrem angestammten Bereich auf und ab. „Es schien so, aus wolle sie in ihr Gehege zurück“, sagte ein Polizeisprecher.

Auch Wildpark-Geschäftsführer Dorsch glaubt, dass es den Tieren außerhalb der eigenen vier Wände nicht gefallen hat: Die Löwen seien mit ihrer Situation „auch etwas überfordert“ gewesen, sagte Dorsch. „Die haben zu keinem Zeitpunkt Aggressionen gezeigt. Sie wollten eigentlich nur zurück nach Hause.“

Die Polizei hatte bis zu zehn Funkstreifenwagen im Einsatz, wie Sprecher Axel Schugardt berichtete. Eine Tierärztin erlegte „Gretchen“ schließlich am Mittag mit dem Betäubungsgewehr. „Wenige Minuten später war das Tier eingeschlafen, so dass Feuerwehrleute die Löwin auf einem Sicherheitsnetz zurück in ihren Käfig tragen konnten. Kurze darauf ließ sich der Löwe durch Mitarbeiter des Wildparks dazu bewegen, selber auch in seinen Gehege zurückzukehren.“

Dass Löwen ausbrechen, passiert in Deutschland recht selten. Es ist in Brandenburg aber nicht das erste Mal. Im März 2011 zum Beispiel griff eine Löwin namens „Nala“ während einer Zirkus-Vorstellung in Neuruppin den Dompteur an und flüchtete. Die Polizei erschoss das Tier. Im September 2009 büxte ein Zirkuslöwe in Eberswalde aus und erschreckte Passanten, der Ausbrecher wurde wieder eingefangen. Gleich zwei ausgebrochene Zirkuslöwen wurden 1991 in der Nähe von Leipzig erschossen. Im Jahr 1988 gab es sogar ein tödliches Drama: Damals wurde ein Arbeiter in einem Privatzoo in Delbrück (Nordrhein-Westfalen) von einem ausgebrochenen Löwen getötet.