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Öffentlichkeit Fördert Social Media Umgang mit Erkrankungen?

Manuela Schwesig, Kylie Minogue, Sylvie Meis: Über ihre Krebserkrankungen sprechen sie öffentlich und machen vielen Menschen Mut.

17.05.2020, 10:49

Schwerin (dpa) l Manuela Schwesig wird mit Herzchen und Likes überflutet. Seit die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns mit einem gefühlsbetonten Video in den sozialen Medien verkündet hat, dass sie nach monatelanger Krebsbehandlung nun als geheilt gilt, erfährt sie viel Zuspruch. In den Kommentarspalten, in denen sonst viel Hass und Häme versprüht wird, findet sich Unterstützung und Austausch.

Viele melden sich zu Wort, die ein ähnliches Schicksal trifft und denen die SPD-Politikerin Schwesig offensichtlich Mut macht. Prominente und Politiker bedanken sich für Schwesigs Offenheit und zeigen ihr Mitgefühl. „Es freut mich sehr für Sie und Ihre Familie heute Ihre frohe Botschaft zu hören. Bleiben Sie behütet. In besonderer Verbundenheit“, schreibt etwa Mike Mohring, Thüringens CDU-Vorsitzender, der im Januar 2019 in einem Facebook-Video seine eigene Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte.

„Wir sehen zunehmend, dass ernste Themen wie Krankheiten in den sozialen Medien behandelt werden“, sagt Stephan Winter, Professor für Medienpsychologie an der Universität Koblenz-Landau. „Das trifft nicht nur auf Prominente zu, sondern auch auf Privatpersonen, die öffentlich mit ihrer Krankheit umgehen und das auch nutzen, um ihr Schicksal selbst zu verarbeiten.“

In der politischen Kommunikation sei ein Trend zu erkennen: Es sei zunehmend normal, dass Politiker persönliche Informationen preisgeben. „Ein Grund ist, dass Prominente auf diese Art und Weise das Gefühl haben, selbst die Kontrolle über das zu haben, was an die Öffentlichkeit dringt und was nicht“, erklärt Winter.

Gleichzeitig sei zu beobachten, dass Hasskommentare und politische Grabenkämpfe unter persönlichen Postings eine geringere Rolle spielen. „Denn der Politiker oder Prominente erscheint hier nicht als politischer Gegner, sondern auf einer verbindenden menschlichen Ebene. Krankheit kann jeden treffen. Diese Gemeinsamkeit der Menschen spielt dabei eine wichtige Rolle.“

Einen offenen Umgang mit der eigenen Erkrankung pflegen nicht nur Schwesig, Mohring und andere Politiker wie der an Hautkrebs erkrankte hessiche Ministerpräsident Volker Bouffier oder die rheinland-pfälzische Amtskollegin Malu Dreyer, die an Multipler Sklerose leidet. Auch Stars wie das Model Sylvie Meis, die Sängerin Kylie Minogue, die Moderatorin Sharon Osbourne und die US-Sängerin Anastacia kommunizierten offen über ihr Leben mit und nach dem Krebs.

Für viel Aufmerksamkeit sorgte US-Schauspielerin Angelina Jolie im Jahr 2013. Aus Angst vor einer Krebserkrankung ließ sie sich vorsorglich die Brüste abnehmen, wenige Zeit später auch ihre Eierstöcke entfernen und sprach öffentlich darüber. Für ihre radikale Krebsvorsorge erhielt sie einerseits viel Zuspruch. Einige Krebsärzte warnten allerdings davor, dass ihr Beispiel eine „Epidemie“ von Brustamputationen nach sich ziehen könne.