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Polizei Kita nach Kinderporno-Verdacht durchsucht

Über Jahre soll ein Mann in Würzburg Kinderpornos selbst angefertigt und ins Darknet gestellt haben.

21.03.2019, 11:54

Würzburg (dpa) l Der Verdacht wiegt schwer: Wahrscheinlich über Jahre soll ein Mann in Würzburg den Missbrauch kleiner Jungen fotografiert oder gefilmt und die Bilder ins sogenannte Darknet gestellt haben. Wer die jungen Opfer sind, ist noch offen.
Die beiden Verdächtigen – oder einer von beiden – sollen pornografisches Material mit kleinen Kindern selbst hergestellt und im Internet verbreitet haben. Die Tatverdächtigen sollen das Material, auf dem kleine Jungen zu sehen sind, im sogenannten Darknet verbreitet haben, einem abgeschirmtem Bereich des Internets. Ermittler hatten am Mittwochabend im bayerischen Würzburg mehrere Objekte durchsucht. Im Visier stand dabei auch eine Kindertagesstätte. Einer der Festgenommenen habe einen Bezug zu der Einrichtung, hieß es von der Polizei.

Besorgte Mütter und Väter eilten am Donnerstagvormittag in eine Würzburger Kindertagesstätte. Personal stand für Gespräche bereit. Denn einer von anfangs zwei Verdächtigen, so hieß es, habe einen Bezug zu dieser Einrichtung.

Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass er wahrscheinlich von nichts wusste – obwohl die beiden zusammenlebten. Er ist wieder auf freiem Fuß. Der zweite Mann bleibt vorerst hinter Gittern. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl wegen der Herstellung und Verbreitung von Kinderpornografie. Sie prüft noch, ob der Mann die Kinder selbst missbrauchte.

Nach Recherchen der Deutschen Presse-Agentur war der Verdächtige in verschiedenen Bereichen mit Kindern engagiert. "Es gibt eine Vielzahl von Ermittlungsansätzen, denen wir nachgehen müssen, um die möglichen Opfer zu identifizieren", sagte Oberstaatsanwalt Christian Schorr von der Zentralstelle Cybercrime Bayern bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg am Donnerstag. "Es wird sicher eine aufwendige Ermittlungsarbeit."

Die Ermittler setzen hier auch auf die sichergestellten Bilder und Videos. Sie könnten weitere Erkenntnisse über Opfer und Täter ergeben. Es sei nun zu analysieren: "Was ist da genau zu sehen, und was ist im Hintergrund zu sehen – um die Örtlichkeit genauer zu bestimmen." Auch im Darknet seien Täter allerdings immer vorsichtiger und achteten darauf, dass der Ort der Aufnahmen, Täter und Opfer nicht erkennbar seien.

Das Ausmaß des Missbrauchs ist noch unklar. Laut Oberstaatsanwalt Schorr geht es um eine dreistellige Zahl von Foto- und Videoaufnahmen. Die Ermittler wissen aber noch nicht, wie viele Kinder betroffen sind. Es handele sich um "sehr junge Kinder". Mädchen seien nicht dabei.

Auf den sichergestellten Bildern seien nicht nur anzügliche Posen zu sehen. "Es werden tatsächlich sexuelle Handlungen gezeigt", sagte Schorr. Und: "Wir gehen schon davon aus, dass es ein Geschehen ist, das sich über mehrere Jahre hingezogen hat."

Am Mittwochabend hatten die Ermittler insgesamt zehn Objekte durchsucht. Spezialeinsatzkräfte und Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) unterstützten die Würzburger Ermittler. In der Kita blieben am Donnerstag die Rollläden geschlossen, obwohl es am Nachmittag teilweise Entwarnung gab: Wahrscheinlich ist dort nichts geschehen.

Ermittlungen im Darknet zu Kinderpornografie hatten nach Würzburg geführt. Dabei handelt es sich um einen abgeschirmten Bereich des Internets, in dem sich viele Kriminelle anonym und sicher vor den Behörden fühlen.