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Polizei Mit der App auf Verbrecherjagd

Die Polizei setzt auf die Vorteile der Digitalisierung. In Niedersachsen sammelt eine App Informationen über Einbrüche.

20.04.2017, 23:01

Salzgitter (dpa) l Der Auftrag lautet, Einbrüche zu verhindern. Björn Hirsch und Daniel Arth von der Polizei in Salzgitter setzen sich in ihren Streifenwagen und starten ihren Tabletcomputer. Wenige Sekunden später zeigen farbige Markierungen auf dem Display die Einbruchschwerpunkte der vergangenen 24 Stunden, und die beiden Beamten machen sich auf den Weg genau dorthin. Was schon so routiniert wirkt, ist noch ganz neu. Seit Anfang Februar läuft bei der Polizeiinspektion in Salzgitter-Peine-Wolfenbüttel sowie in Wolfsburg ein niedersächsisches Pilotprojekt.

Das digitale Programm „PreMap“ gibt den Polizisten mobil und zeitnah Informationen über Wohnungseinbrüche, die bis zu vier Wochen zurückliegen. Die Informationen zu den Einbrüchen werden dabei auch genutzt, um Prognosen über die Gefahr von Wiederholungstaten abzugeben.

Grundlage dafür ist die weltweite Erfahrung durch das Phänomen „Repeat-Near-Victimisation“. Aufgrund von empirischen Daten wird dabei davon ausgegangen, dass Täter nach einer ersten Tat innerhalb der nächsten 72 Stunden oft im Umkreis von 500 Metern erneut zuschlagen. Es geht nicht darum, die Täter auf frischer Tat zu ertappen. Das würde die Polizisten zwar freuen, ist aber in den zehn Wochen, in denen das Projekt läuft, noch nicht vorgekommen. „Das Programm ist ein Teil unserer Präventionsarbeit gegen Einbrüche“, sagt Hauptkommissar Hirsch.

Früher mussten die Beamten in der Wache unzählige Papiere durchgehen und Tabellen sichten.Diese Arbeit erledigt jetzt das Programm. Hirsch und sein Kollege, Oberkommissar Arth, sind nach den ersten Wochen überzeugt, dass die App ihnen dabei hilft, schneller und gezielter in Risikogebieten Streife zu fahren. „Davon gibt es hier in Salzgitter einige, wir haben viele Fälle“, sagt Hirsch bei der Fahrt durch Norden der Stadt. Drei Taten in jüngster Vergangenheit zeigt das Display für diesen Bereich an.

Viele Schwerpunkte für Einbrüche kennen die Beamten natürlich. Es komme aber auch oft vor, dass sie von der Auswahl der Einbrecher überrascht sind.

Denn die professionellen Täterbanden konzentrieren sich nicht nur auf Einfamilienhäuser in besseren Wohnlagen. „Sie schlagen auch in Reihenhaussiedlungen zu, in denen es auf den ersten Blick gar nicht so viel zu holen gibt“, berichtet Arth.

Etwa 250 Polizisten integrieren die App in ihren Alltag. 29 Tablets stehen dafür zur Verfügung. „Das Feedback ist durchweg positiv“, sagt Sven Kohrs vom Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen.

Das Besondere an dem Projekt sei, dass es sich bei dem Programm um eine Eigenentwicklung des LKA und der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen handelt. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg werde kommerzielle Software getestet – und in Bayern sei eine kommerzielle Variante nach erfolgreichem Test bereits im Einsatz. Niedersachsen hat sich für ein eigenes Projekt entschieden, für das rund 100 000 Euro zur Verfügung stehen. „Dieses Budget halten wir derzeit auch ein“, berichtet Kohrs.

Die Polizeiinspektionen Wolfsburg und Salzgitter-Peine-Wolfenbüttel wurden für das Projekt gewählt, weil sie die Unterschiede von typischen Flächen- und städtischen Dienststellen in Niedersachsen abbilden. „Auch das Bild der Kriminalität in diesen Städten ist exemplarisch für Niedersachsen“, ergänzt Kohrs. In Niedersachsen gab es 2016, wie in den meisten anderen Bundesländern auch, zwar weniger registrierte Einbrüche. Das Problem ist aber nicht kleiner geworden. „Es ist manchmal wie der vielzitierte Kampf gegen Windmühlen, bei dem wir den Tätern immer nur hinterherrennen“, sind sich die Polizisten Hirsch und Arth einig.

Beide betonen, dass sie froh über jedes Hilfsmittel bei der Kriminalitätsbekämpfung sind und sprechen sich schon nach den ersten Testwochen für den weiteren Einsatz von „PreMap“ aus.