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Raumfahrt Ein Mann greift nach den Sternen

Als Kind verfolgte Matthias Maurer, wie der deutsche Astronaut Ulf Merbold ins All flog. Nun steht er selbst kurz davor.

02.02.2017, 23:01

Darmstadt (dpa) l Man sieht Matthias Maurer die Strapazen nicht an. Im November war er in Schweden, zum Überlebenstraining. 48 Stunden in der Wildnis, ohne Essen oder Getränke, ohne Zelt oder Schlafsack, bei Temperaturen bis minus neun Grad. Er ging an seine körperlichen Grenzen. Aber er tat es für seinen Traum: Astronaut zu werden. Nun geht er in Erfüllung. Maurer tritt in den aktiven Astronauten-Korps der Europäischen Raumfahrtagentur ein. „Es war ein Wechselbad der Gefühle“, sagt er über die Anfänge dieses Traums.

Der 46-Jährige ist ein Spätberufener. 2008 bewarb er sich in der bislang letzten Auswahlrunde der Esa für das Astronautenprogramm und schaffte es bis unter die besten zehn Bewerber – von rund 8500 Kandidaten. Da die Esa aber nur sechs Astronauten einstellen konnte, zog er erst mal den Kürzeren. Er ging in den Dienst der Esa, als Mitarbeiter.

Erst 2014 deutete sich an, dass es womöglich neue All-Flüge geben könnte. Der damalige Esa-Generaldirektor erinnerte sich an Maurer. „Er musste mich nicht zweimal fragen“, sagt der 46-Jährige. Als Kind hatte er verfolgt, wie der Deutsche Ulf Merbold ins All flog. Dennoch nennt er seine Berufung einen „Erwachsenentraum“.

Maurer strahlt mit jeder Faser seines Körpers aus, dass er große Lust auf dieses Abenteuer hat. Wie Alexander Gerst, der zweite deutsche Astronaut im aktiven Esa-Team, kann er sehr einnehmend über die Raumfahrt sprechen – was wichtig ist. Astronauten sind so etwas wie die letzten Superhelden unserer Zeit. Wissenschaftler und Abenteurer, schlau und fit, dem Klein-Klein auf der Erde irgendwie entwachsen. Gerst wurde wegen seiner Tweets von der ISS als „Astro_Alex“ im ganzen Land populär. Auf Maurer kommt Ähnliches zu.

Geboren wurde er in St. Wendel im Saarland, er machte dort auch sein Abitur. Er spielte Fußball, war Schiedsrichter und zeitweise Mitglied der saarländischen Judo-Jugend-Auswahl. Lebensmittelpunkt ist mittlerweile Köln, in der Nähe des Europäischen Astronautenzentrums.

Gleichzeitig ist Maurer längst Weltbürger. Er studierte im Saarland, in Großbritannien, in Frankreich und Spanien Materialwissenschaften und Werkstofftechnik. 2004 erhielt er seinen Doktortitel, die Dissertation bekam die Bestnote. Vor seinem Eintritt in die Esa arbeitete er für ein medizintechnisches Unternehmen.

Mit der offiziellen Präsentation gestern hat er nun den Sprung zum Astronauten geschafft. Eine konkrete Mission gibt es für ihn allerdings noch nicht. Das unterscheidet ihn von Gerst, der bereits für 2018 fest gebucht ist. „Positiv betrachtet kann man aber sagen: Jeder Esa-Astronaut ist bislang auch geflogen“, sagt Maurer. Im Training ist er schon eine Weile. Er lernt Russisch und Chinesisch.

Bis der Mensch den Flug zum Mars wagt, dürfte Maurer allerdings zu alt sein – das liegt noch weit in der Zukunft.