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Ritual Der Muttertag weltweit

Mother's Day und Día de la Madre: Der Muttertag scheint ein weltweites Phänomen. Aber Datum und Bräuche variieren.

Von Gregor Tholl 14.05.2017, 07:33

Berlin (dpa) l Muttertag? Ist immer am zweiten Sonntag im Mai, oder? Nein – das ist nicht überall auf der Welt so. In Großbritannien etwa war er schon im März. Dort wird er am vierten Sonntag der Fastenzeit vor Ostern gefeiert. In Frankreich, aber auch in Schweden wird der Muttertag am letzten Sonntag im Mai begangen, im Falle von Pfingsten zu diesem Datum rutscht er aber auf den ersten Junisonntag.

Auf der iberischen Halbinsel – also in Spanien und Portugal – war bereits vergangenen Sonntag Muttertag – ebenso in Ungarn oder Südafrika. Einige Promis gratulierten ihrer Mama also am ersten Maisonntag: Der portugiesische Fußball-Star Cristiano Ronaldo twitterte ein Bild von sich und Mutter mit Herzchen und "Love You".

Deutschland, aber auch Österreich, die Schweiz, die Niederlande, Dänemark, Finnland, die Türkei, Japan, Kanada, Australien, Brasilien oder auch Italien halten sich beim Muttertag an die Vereinigten Staaten und den zweiten Sonntag im Mai.

Zur "festa della mamma" empfahl die italienische Zeitung "La Repubblica" zum Beispiel diesmal, statt nur Blumen, Schokolade oder Parfüm nachhaltige Kosmetikprodukte zu verschenken.

In den USA wird der Tag auf die Bemühungen der Methodistin und Frauenrechtlerin Anna Marie Jarvis aus West Virginia zurückgeführt, die sich nach dem Tod ihrer Mutter dafür einsetzte, einen solchen Tag zur Anerkennung von Müttern zu schaffen. Präsident Woodrow Wilson ließ ein entsprechendes Gesetz 1914 in Kraft treten, in den Jahren darauf kommerzialisierte sich der Muttertag rasch

Und sonst? Während man in Neuseeland sonst meistens den Traditionen der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien folgt, wird der Muttertag wie in den USA gefeiert: am zweiten Sonntag im Mai. Dafür werden in den Tagen zuvor in Kindergärten und Schulen fleißig Karten gebastelt.

Wie anderswo machen an dem Tag auch Väter ihren Frauen mit Blumen eine Freude. Es geht aber auch anders: Viele Cafés haben einen "Mother's Day Brunch" im Angebot – ein spätes Frühstück, zu dem sich Mütter auch ohne ihre Familien treffen, dafür aber gern gemeinsam das eine oder andere alkoholische Getränk zu sich nehmen.

In Israel wird inzwischen im Sinne der Gleichberechtigung statt dem Muttertag der "Tag der Familie" gefeiert. Nach dem jüdischen Kalender wird er am 30. des Monats Schwat (Januar/Februar) begangen, der 2017 auf den 26. Februar fiel. Es handelt sich um den Todestag (nach hebräischem Kalender) der zionistischen Aktivistin Henrietta Szold, Gründerin der Frauenorganisation Hadassah. Am Tag der Familie feiern Israelis die Bindung an engste Angehörige. Kinder bringen Bilder ihrer Familie in die Schule und schicken ihren Eltern Grußkarten.

In Thailand ist Muttertag dagegen am 12. August – dem Geburtstag der langjährigen Königin Sirikit (84), die ihren Titel weiterhin trägt, auch wenn ihr Ehemann Bhumibol im vergangenen Jahr starb. Seit 1976 ist dies auch ein nationaler Feiertag.

Die Thais feiern also sowohl die Königin (als eine Art Mutter der Nation) als auch die eigene Mutter. Klassisches Geschenk sind Jasmin-Blumen, als Symbol für bedingungslose Liebe. In Thailand gibt es ein eigens komponiertes Muttertagslied, das am 12. August zusammen mit der Hymne des Königshauses gespielt wird.

In Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, wird der Muttertag am 22. Dezember begangen – zur Erinnerung an das Jahr 1928, als an dem Tag mehr als zwei Dutzend feministische Gruppen in Jakarta den ersten großen Frauenkongress abhielten. Der Muttertag (indonesisch: Hari Ibu) ist in dem Insel-Staat kein arbeitsfreier Tag. Groß gefeiert wird nicht, aber Geschenke gibt es schon. Manche Frauen tragen eigens eine traditionelle Bluse namens Kebaya.

In Mexiko stand der Muttertag diesen Mittwoch an, wie immer am 10. Mai. Er geht dort auf eine Initiative der Zeitung "Excélsior" zurück, die 1922 einen Feiertag für Mütter forderte. Sie reagierte wohl auf Feministinnen im Bundesstaat Yucatán, die Frauen über Familienplanung und Verhütungsmethoden informierten. Viele Firmen geben Müttern den halben Tag frei – und Schulen organisieren Feiern für die Mütter. Seit Jahren gehen an diesem Tag auch Mütter von Verschleppten auf die Straße, um auf das Schicksal ihrer Kinder aufmerksam zu machen. In Mexiko gelten mehr als 30.000 Menschen als vermisst.

Am Muttertag werden aber auch manche harte Jungs ganz weich. Polizei und Geheimdienste sollen schon mehrfach Verbrechern auf die Spur gekommen sein, weil diese am Muttertag ihre madre anriefen oder zu Hause ein Geschenk vorbeibrachten.