1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Verspielt und romantisch

Sex-Studie Verspielt und romantisch

Eine Studie beleuchtet, wie Jugendliche heute über Liebe und Sexualität denken.

12.11.2015, 23:01

Berlin (dpa) l Wie halten es Jugendliche in Deutschland mit dem Sex? Eine neue Studie gibt Aufschluss – früher Sex ist demnach die Ausnahme.

Warum warten Jugendliche mit dem ersten Mal?

Die Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), zu der am Donnerstag erste Ergebnisse präsentiert wurden, nennt unabhängig vom Geschlecht und von der Herkunft als wichtiges Motiv: Oft fehle der richtige Partner. Bei Frauen mit ausländischen Wurzeln spielen auch Moralvorstellungen und Angst vor den Eltern eine Rolle. Wenn Jugendliche Sex haben, dann zunehmend mit einem festen Partner – das gilt für Jungen wie für Mädchen, für Deutschstämmige ebenso wie für Jugendliche mit ausländischen Wurzeln.

Woher kommt das Bedürfnis nach Sicherheit?

Beziehungen sind heute oft unverbindlich, sexuelle Identitäten wandelbar, und auch die Ehe ist nicht mehr nur Mann und Frau vorbehalten – für den Hamburger Trendforscher Peter Wippermann liegt der Schluss nahe: „Alles, was verschwindet, gewinnt an Wert." Die romantischen, konservativen Vorstellungen der Jugend sieht er daher auch als „Trotzkultur" oder Gegenbewegung. Das Problem: Am Ende hielten auch diese Beziehungen nicht.

Wie verhüten Jugendliche?

Der Schutz nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor HIV und Geschlechtskrankheiten ist ihnen wichtig: Das Kondom ist bei beiden Geschlechtern zwischen 14 und 25 Jahren das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel, vor der Pille. Im Vergleich zu früher beschreiben die BZgA-Fachleute die heutigen Jugendlichen als gewissenhafter.

Wo hapert es noch?

Sexologin und TV-Aufklärerin Ann-Marlene Henning schätzt das Wissen von Jugendlichen als oberflächlich ein: Sie schnappten zwar vieles auf und fragten nach Stellungen und Techniken, alles verstehen würden sie aber nicht. Das gelte auch in emotionaler und kommunikativer Hinsicht. Auch alte Klischees sind nicht vom Tisch. „Wenn mal ein Mädchen mehr weiß, gilt sie gleich als Schlampe. Der Junge dagegen ist dann ein toller Hecht."

Homo-Ehe, Geschlechtsumwandlungen, Bisexualität: Die Gesellschaft ist bunter geworden. Wie gehen Jugendliche damit um?

„Die machen sich Gedanken, ‚was bin ich eigentlich?'", beobachtet Henning. Sie habe bei Gesprächen mit Jugendlichen bemerkt, dass diese große Freiheiten beim Ausprobieren ihrer Sexualität haben und diese auch nutzen. Gleichgeschlechtliches Knutschen etwa werde getestet: „Damit spielen sie. Sie legen sich nicht fest." Die BZgA machte dazu keine Angaben.