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Studie Alte Werte auf dem Prüfstand

Themen wie Partnerschaft, Beruf oder Ernährung sind den Deutschen wichtig. Aber mit manchen Werten haben sie gebrochen.

17.02.2016, 23:01

Berlin (dpa)  Zusammenbleiben, nur wegen der Kinder? Und arbeiten, bloß um Karriere zu machen? Die Deutschen werfen manche Vorstellungen über den Haufen. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie hervor. Das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) befragten im Auftrag der Zeitung „Die Zeit“ mehr als 3000 Menschen.

Partnerschaft: Liebe ja, aber nicht unbedingt mit dauerhafter Bindung – so sehen die Deutschen die Zukunft. „Interessanterweise sind heute auch die über 65-Jährigen der Ansicht, dass es besser ist, sich zu trennen, wenn man sich nicht mehr versteht“, sagt WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger. „Allein der Kinder wegen will und wird in Zukunft kaum noch jemand mit seinem Partner zusammenbleiben.“ Dennoch hat eine Heirat als besonderer Ausdruck der Liebe für fast 60 Prozent eine sehr hohe Bedeutung. Aber nur 26 Prozent messen dem in der Zukunft einen sehr hohen Stellenwert bei.

Religion: „Die Religion hat einen so niedrigen Stellenwert, dass sie als Band zwischen den Menschen nicht mehr viel leisten kann“, heißt es in der Zusammenfassung der Ergebnisse. Demnach schätzt nicht einmal jeder Dritte ihren Stellenwert hoch ein – und nur noch 11,5 Prozent schreiben Religion auch in der Zukunft eine große Bedeutung zu. Bei einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sagten allerdings 42 Prozent, dass es ohne Religion um die Moral in der Welt schlechter bestellt wäre.

Beruf: Berufstätigkeit hat für viele nicht unbedingt etwas mit Karriere und sozialem Aufstieg zu tun. Demnach gibt fast jeder Zweite an, auch dann arbeiten zu wollen, wenn er das Geld gar nicht brauche.Ein sicherer Job ist der kürzlich veröffentlichten Shell Jugendstudie zufolge zudem fast allen 12- bis 25-Jährigen (95 Prozent) wichtig oder sehr wichtig. Karriere ist eher zweitrangig: Weniger als die Hälfte (47 Prozent) hält Überstunden für nötig, um „etwas zu werden“.

Ernährung: Fast 44 Prozent der Befragten geben an, sehr darauf zu schauen, wo und wie ihre Nahrungsmittel hergestellt werden. 74 Prozent würden das auch dringend nachfolgenden Generationen empfehlen. Wunsch und erwartete Wirklichkeit klaffen aber auseinander: Nur etwa 22 Prozent glauben, dass nachfolgende Generationen tatsächlich sehr darauf achten werden.

Technik: Für jeden Zweiten ist es von großer Bedeutung, die neuste Technik zu verstehen. Mehr als 73 Prozent ist es wichtig, das auch jüngeren Generationen zu empfehlen – und etwas weniger (70 Prozent) glauben fest daran, dass sich die Menschen auch künftig sehr bemühen werden, neue Technik zu begreifen.

Dass sich jeder dritte Deutsche gar nicht mehr vorstellen könnte, ohne moderne Technik zu leben, geht aus einer YouGov-Umfrage hervor. Umgekehrt halten 17 Prozent die Welt demnach für übertechnisiert und sagen: „Früher war das Leben menschlicher.“

Spaß: Fast 82 Prozent ist es sehr wichtig, das Leben zu genießen. Etwas mehr (83,5 Prozent) würden das auch ihren Kindern und Enkeln empfehlen. Aber nur noch jeder Zweite glaubt, dass es nachfolgenden Generationen wichtig sein wird, Spaß zu haben.