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Tattoos Kunstwerke mit Nebenwirkungen

Minister will Befähigungsnachweis für Tätowierer und plant ein Einfuhrverbot für gefährliche Farben.

29.06.2016, 23:01

Berlin (dpa) l Tätowierungen sind mittlerweile ein weit verbreitetes Phänomen: Verschiedenen Schätzungen zufolge tragen in Deutschland acht bis zehn Millionen Menschen ein Tattoo. Aber die Kunstwerke auf der Haut sind nicht ohne Risiko. Um mögliche Gefahren jedoch so weit wie möglich auszuschließen, startete der für gesundheitlichen Verbraucherschutz zuständige Bundesminister Christian Schmidt (CSU) gestern in Berlin die Informations-Kampagne „Safer Tattoo“.

Welche Risiken gibt es beim Tätowieren?

Das Stechen eines Tattoos verursacht eine Wunde, die sich infizieren kann. Zudem können bei dem Vorgang Viren wie Hepatitis und HIV übertragen werden, wenn bestimmte Hygiene-Standards nicht eingehalten werden. Eine Gefahr bergen auch die verwendeten Farben. Einige stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Als problematisch gelten vor allem Farben, die sich Tätowierer aus dem Ausland besorgen.

Wie können sich die Verbraucher schützen?

Das Ministerium rät potenziellen Kunden dazu, das Tattoo-Studio zunächst einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Grundvoraussetzungen sind unter anderem ein separater, sauberer Raum zum Tätowieren, in dem Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe und sterile Nadeln bereitstehen. Zudem sollte der Laden einen Gewerbeschein haben. Nur dann prüft das Gesundheitsamt die Sauberkeit des Studios.

Was will das Ministerium tun?

Minister Schmidt will einen Befähigungsnachweis für Tätowierer einführen. Bislang handelt es sich dabei nämlich nicht um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf. Grundsätzlich darf sich also jeder, der eine Tätowiermaschine bedienen kann, auch als Tätowierer bezeichnen. „Ein Bockwurstverkäufer auf dem Weihnachtsmarkt muss mehr Regeln einhalten als ein Tätowierer“, spottet Daniel Krause vom Bundesverband Tattoo. In einigen Nachbarländern wie Österreich und Frankreich gelten deutlich strengere Ausbildungsvorschriften. Vor einer möglichen Neuregelung in Deutschland scheint es innerhalb der Bundesregierung aber noch erheblichen Abstimmungsbedarf zu geben. Schmidt sagte, bis zum nächsten Jahr wolle er darüber Klarheit haben.

Was will der Minister sonst noch regeln?

Schmidt plant ein europaweites Einfuhrverbot für Farben mit kritischen Inhaltsstoffen sowie strengere Hygienevorschriften auf EU-Ebene. Auf diesem Wege sollen auch deutsche Touristen geschützt werden, die sich im Urlaub ein Tattoo stechen lassen. Allerdings warnt Schmidt ausdrücklich vor Tattoos, die spontan aus einer Urlaubslaune heraus entstehen: „Sie sind ein Souvenir, das einem ein Leben lang erhalten bleibt.“