Treffen Hallo, Nachbar!

Am Nachbarschaftstag werden sich deutschlandweit wieder Tausende von Menschen treffen: Feiern, Kennenlernen und Helfen.

Von Bernd Kaufholz 25.05.2018, 01:01

Magdeburg l Drinnen oder draußen, im Park, auf dem Bürgersteig, im Hinterhof oder im Garten – die Nachbarn entscheiden selbst, wie ihre Feste heute aussehen sollen. Auf jeden Fall bunt wie die Nachbarschaft selbst. Jeder kann mitmachen, alle sind eingeladen – unabhängig vom Alter, von der sozialen Schicht oder Herkunft.

Der „Europäische Tag der Nachbarschaft“, der in Deutschland als „Tag der Nachbarn“ begangen wird, findet immer am letzten Mai-Freitag statt. Seine Idee ist es, sich zu treffen, um zusammen zu feiern und somit ein Zeichen für gute, lebendige Nachbarschaft zu setzen. Inzwischen hat der Tag, der unter Schirmherrschaft des Europäischen Rates steht die Grenzen Europas überschritten. 2016 beteiligten sich mehr als 30 Millionen Menschen in 36 Ländern.

1990 trafen sich in Paris erstmals Einwohner in ihrem Stadtteil zum „Fete des Voisins“, dem Fest der Nachbarn. Seit 2000 wird es in ganz Frankreich veranstaltet. Bei „The Big Lunch“ in Großbritannien dreht sich an diesem Tag alles ums gemeinsame Mittagessen mit den Nachbarn. Auch im Vereinigten Königreich wächst die Begeisterung stetig und lockt inzwischen neun Millionen Menschen an.

Eva-Maria Becker holt sich im Nachbarschaftstreff gegenüber vom Magdeburger Katharinenturm im Breiten Weg eine Tasse Kaffee. Dann setzt sich die 70-Jährige wieder an den Tisch zu ihren Rommee-Damen und schaut in ihre Karten.

Die Rentnerin engagiert sich seit Jahren im Nachbarschaftsverein der Magdeburger Wohnungsgenossenschaft und ist Vorsitzende des Nachbarschaftstreffs in Stadtfeld.

„Mit 65 Jahren habe ich aufgehört zu arbeiten“, erzählt sie. „Da stand die Frage: Was machst du nun, wie beschäftigst du dich?“ Sie sei auf den Gedanken gekommen, sich in ihr direktes Lebensumfeld einzubringen. „Es gibt viele Menschen, die alleine sind und Gefahr laufen, den Kontakt zu verlieren.“

Das weiß auch Kevin Lüdemann, der Chef des eingetragenen Vereins. „Unser Anliegen ist es, eine lebendige Nachbarschaft zu gestalten. Dafür haben wir vier Treffs aufgebaut – in Nord, Reform, Stadtfeld und seit Kurzem im Breiten Weg 120.“ Die ehrenamtliche Nachbarschafts-Arbeit lebt von den 322 Mitgliedern, die im vergangenen Jahr mehr als 600 Angebote betreut haben.

In Wernigerode heißt es: „Ich helfe dir – du hilfst mir“ Initiator für das Projekt „Nachbarschaftshilfe“ war 2013 das Quartiersmanagement des Internationalen Bundes (IB). Die Idee stammt von den Bewohnern des Stadtteils „Stadtfeld“ selbst. Einkaufen, Begleitung zu Ärzten oder kleine Hilfen im Haushalt. Bei der Nachbarschaftshilfe kann jeder seine Fähigkeiten anbieten oder von anderen nutzen.

„Grundgedanke der Nachbarschaftshilfe ist es, Menschen zu helfen und selber gebraucht zu werden“, sagt IB-Mitarbeiterin Ute Neumann. Ziel des Projektes sei es, Menschen mit den verschiedensten Fähigkeiten zusammen zu bringen, neu zugezogenen Bürgern den Einstieg zu erleichtern und die nachbarschaftlichen Beziehungen zu verbessern. „Alle Angebote basieren auf Freiwilligkeit und ehrenamtlichen Engagement, so Neumann. „Es ist einfach faszinierend, wie vormals völlig Fremde aufeinander zugehen, Vertrauen fassen und sich helfen.“

Eva-Maria Becker legt ihre Karten auf den Tisch: Hand-Rommee. Zu DDR-Zeiten sei der Zusammenhalt im Haus und im Wohngebiet größer gewesen, sagt sie. Das liege wohl daran, dass die meisten mit ihrer Arbeit vollauf beschäftigt sind. „Außerdem war es nicht so wie heute, dass Mieter in recht schneller Folge ein- und wieder ausziehen. Dadurch kommt man ja kaum noch in Kontakt.“

Der Nachbarschaftsverein bietet viele Aktivitäten an: vom Bastelangebot für Kinder über Techniksprechstunden, bei denen sich ältere Menschen ihre neuen elektronischen Geräte erklären und einrichten lassen können, bis hin zum Chor und zum Nähzirkel.