US-Präsidentschaft Bye-bye, Obamas!

Die Obamas gelten für viele als das coolste Präsidentenpaar seit John F. und Jackie Kennedy. Ein Rückblick auf acht besondere Jahre.

02.11.2016, 23:01

Washington (dpa) l Das letzte Staatsbankett im Weißen Haus fasste eigentlich alles zusammen. Michelle Obama im bodenlangen Kleid von Atelier Versace, wie aus flüssigem Metall. An ihrer Seite der strahlende Präsident, als wäre er hineingegossen in seinen Smoking. „Reiner Hollywood-Glamour“, seufzte die „Washington Post“. Wenn die Familie Obama nun allmählich die Koffer packt, heißt es Abschied nehmen vom berühmtesten Power-Paar der Welt.

Michelle und Barack Obama waren das eingelöste Versprechen, dass Eleganz und Würde nicht mit der Übernahme einer so gewaltigen Funktion verschwinden müssen. Die Vorstellung eines Donald Trump im Weißen Haus ermöglicht, sich noch einmal klarzumachen, welchen Raum dieses Paar eingenommen hat. Und wie es ihn ausfüllte.

Man mag Obamas Nahost-Politik kritisieren, den Drohneneinsatz entsetzlich finden, seine Gesundheitsreform unvollkommen und die Versäumnisse in der Einwanderungspolitik folgenreich. Trotzdem: „Der Mann verkörpert schlicht ‚cool‘, schreibt die israelische „Haaretz“. Und führt als Beweis, zum Beispiel, die präsidialen Playlisten an.

In diesen Listen hat Obama mehrfach seinen Musikgeschmack bei Spotify hinterlegt. Viel schwarze Musik und Jazz. Für einen 55-Jährigen viel Hip Hop, aber auch reichlich Nina Simone oder Aretha Franklin. Kann man sich das vorstellen: Donald Trump mit Jerry Seinfeld im Auto, locker plaudernd wie Barack Obama? Hillary Clinton oder Melania Trump beim „Carpool-Karaoke“ wie Michelle Obama? Unfassbar lässig kreuzte sie neben James Corden durch den Garten des Weißen Hauses, textsicher Stevie Wonder schmetternd, und rappen kann sie auch.

„All das macht Michelle ja nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen“, schreibt ein Anhänger. „Aber: Ich habe einfach einen anderen Bezug zu ihr.“

Dieser engere Bezug ist es, aus dem sich viel von der kulturellen Anziehungskraft der Obamas speist. Weil der mächtigste Mann der Welt den Rapper Kendrick Lamar zitieren kann, erntet er Kommentare wie diesen: „Der Präsident der Vereinigten Staaten hört Musik, die ich auf meinem iPod habe. Die First Lady und ich hatten dieses Jahr den gleichen Lieblingssong! Diesen Satz werde ich voraussichtlich nie mehr im Leben sagen können.“ Ronald Reagan mochte Country und Western, die Bush-Präsidenten ebenso.

„Alle Politik jetzt mal beiseite – die Obamas haben ein tiefverwurzeltes Verständnis von der modernen amerikanischen Kultur und von den Dingen, die uns Spaß machen“, meint ein Anhänger bei „Medium“. Die Obamas öffneten das Weiße Haus für Rapper und Jazz, tanzten mit dem Star-Wars-Roboter R2D2 vor dem Kamin, feierten diese Woche fröhlich Halloween mit Kindern. Der Präsident mag Serien wie „Game of Thrones“ und „Breaking Bad“, auch die regelmäßige Veröffentlichung des sommerlichen Leseprogramms darf nicht fehlen.

„Wie man wirklich cool ist? Indem Du wirklich bei Dir bist. Acht Jahre lang hatten wir eine First Family, die genau das gemacht hat“, hinterlässt ein wehmütiger Begleiter.

Nach dem 20. Januar 2017 wird die dann ehemals berühmteste Familie der Welt in Washington bleiben, im guten Stadtteil Kalorama, bis Tochter Sasha 2018 die High School beendet hat. Vielen war es eine Freude, acht Jahre lang zuzusehen, wie auch Stil und Geschmack eine Präsidentschaft prägen können.