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Zum Vatertag Was Väter in den Wahnsinn treibt

Der Vatertag ist natürlich ohne Frage ein Anlass zum Feiern. Dabei haben es Väter nicht immer leicht.

23.05.2017, 23:01

Windberg (dpa) l Auch das Interesse von Männern an Väterkursen hat stark zugenommen, sagt Familiencoach Mathias Voelchert aus dem niederbayerischen Windberg. Manches nämlich macht Papas schier irre.

Die größte Herausforderung für Väter sind die Tage, Wochen und Monate nach der Geburt. „Da haut's die Väter aus dem Anzug“, sagt Familienberater Mathias Voelchert, der in Bayern vor zehn Jahren das Familylab gegründet hat und bundesweit Kurse gibt. Zum Beispiel weil das Kind nachts nicht schläft, sondern schreit. Das, sagt Voelchert, macht vielen Vätern – genau wie den Müttern auch – zu schaffen: „Sie rechnen diese Wahnsinnssituation hoch und denken: Wenn das so weitergeht, bin ich in zwei Monaten tot.“ Anfängerfehler.

Mit den Kumpels ein Spiel schauen oder spontan selber auf den Platz – das ist selbstverständlich. Bis das Baby da ist. Viele junge Männer wollen ihre Kids aufwachsen sehen und sich am Haushalt beteiligen. Aber dann ist da doch die Sehnsucht nach dem Kicken am Sonnabend. Möglicherweise genau dann, wenn auch die Partnerin ein paar freie Stunden haben will. Da muss verhandelt werden. Und das leider ohne Schiri.

Berge aus Geschenkpapier, Schleifen und Verpackungskartons: So ein Kindergeburtstag ist oft eine wahre Materialschlacht. Nur um dann nachher künstliche Stimmen aus Plastikteilen dröhnen zu hören. Bis das nächste Geschenk die alten in die Ecke verbannt.

„Wenn ich mit dem Kind alleine bin, funktioniert es gut, aber wenn meine Frau da ist, klappt‘s nicht.“ Den Eindruck hätten gerade junge Väter oft, sagt Voelchert. „Viele Mütter denken, die Väter können‘s nicht.“ Die Nähe zwischen ihr und dem Säugling ist besonders eng. Doch heißt das, dass sie alles am besten kann? Nein, sagt Voelchert. „Manchmal schreit das Baby erstmal wie am Spieß, wenn der Papa etwas anders macht.“ Aber Kinder gewöhnen sich an die Unterschiede.

Der Vater an der Schaukel, wochentags, umgeben von Müttern. Er spürt ihn, den argwöhnischen Blick: schon wieder so ein Hobby-Vater. Smalltalk wäre gefragt, um in den Kreis der Frauen aufgenommen zu werden. Aber wie, wenn man doch nichts gemeinsam hat außer dem Elternsein? Gut, dass es das Kind gibt. Wenn es ungefragt die Sandförmchen der anderen klaut, kommt auch ein Vater schneller ins Gespräch, als ihm lieb ist.

„Ich hab’ das damals auch so hinbekommen, ohne bezahlten Urlaub.“ Oder „Windeln wechseln, Wäsche waschen?“: Solche Sprüche kommen oft in einem Ton, in dem das unterdrückte „Weichei“ noch mitschwingt. Jeder dritte Vater geht heute in Elternzeit. Doch diese Männer riskieren noch immer, von Chefs oder Kollegen dumm angemacht zu werden.

„Du bist nicht mein Vater, du hast mir gar nichts zu sagen!“ Dieser Satz fällt wohl in den meisten Patchwork-Familien irgendwann. Wer also entscheidet, der biologische oder der Stiefpapa? „Sich hinten anzustellen als Patchwork-Vater, entspannt die Sache“, sagt Coach Voel­chert.

Mütze oder keine Mütze? Jäckchen oder nicht? Dünne Hose, dicke Hose? Sobald man die kleinen, feinen Fingerchen durch die Ärmel gefriemelt und die ersten Schritte nach draußen gemacht hat, zweifelt garantiert jemand an der getanen Arbeit ...

Das Auto des Liebespaares war früher schön leer. Jetzt braucht es: Kinderwagen, Windeln, Fläschchen, Spielsachen. Das Auto ist blitzschnell rappelvoll. Dann erst kann es in den Urlaub gehen. Oder zu den Schwiegereltern.