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Salzland Druck Aus der Insolvenz zurück

Gestärkt ist die Salzland Druck GmbH & Co. KG in Staßfurt aus ihrer Insolvenz hervorgegangen. Dabei ist man einen neuen Weg gegangen.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 22.10.2015, 01:01

Staßfurt l Christian Heinrich kann wieder lächeln. Denn seit Anfang des Jahres geht es mit seinem Unternehmen, der Salzland Druck GmbH & Co. KG in Staßfurt, wieder aufwärts. Das war so am 1. April 2014 noch nicht absehbar. Damals musste der Geschäftsführer Insolvenz für das Staßfurter Traditions- unternehmen anmelden.

„Vor der Wirtschaftskrise haben wir in Maschinen investiert, danach sind jedoch die Erträge eingebrochen“, nennt Christian Heinrich einen wesentlichen Grund. Die Insolvenz war unumgänglich. Heute sieht der Geschäftsführer sein Unternehmen gestärkt. Geschafft hat das der Dienstleister für Spezialdrucke im Zusammenspiel mit mehreren Partnern. Dies sei von zwei Besonderheiten gekennzeichnet.

Fakt 1: „In diesem Fall haben wir keine klassische Insolvenzverwaltung, sondern das Insolvenzgericht hat die Eigenverwaltung genehmigt“, sagt Udo Müller von der Insolvenzverwaltung Müller & Rautmann.

Ein solches Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist überhaupt erst möglich seit der Reformierung des Insolvenzrechts per 1. März 2012. Müller ist in diesem Verfahren als Berater und Kontrolleur aufgetreten, währenddessen Christian Heinrich nach wie vor der Geschäftsführer blieb. Kein unwichtiger Punkt, vor allem wenn es um das Auftreten gegenüber den Kunden geht.

Dass sein Unternehmen zahlungsunfähig war, das war ein Fakt. „Deshalb bin ich auf die Kunden und Lieferanten zugegangen“. Das sei ein wesentliches Zeichen nach außen gewesen. Das komme an, betont er. „Wir haben keinen Kunden und keinen Lieferanten verloren.“

Sie waren es schließlich auch, die mit der Hausbank und der Krankenkasse im Gläubiger- ausschuss dem Insolvenzplan zugestimmt haben. Zu dessen Maßnahmen gehört, dass sich die Salzland Druck GmbH & Co. KG von zwei kleinen unrentablen Geschäftsfeldern getrennt hat. Die Mitarbeiterzahl wurde von 61 auf heute 53 Mitarbeiter reduziert. Zudem zählt Christian Heinrich den Forderungsverzicht einiger Gläubiger und die veränderten Laufzeiten der Maschinenfinanzierungen auf.

„Für die Zukunft sind wir nun neu aufgestellt“, schlussfolgert der Geschäftsführer. Neben Insolvenzverwalter Udo Müller zeigen sich auch Michael Müller von der Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt sowie Matthias Veth und Stefan Hildebrand von der Hausbank, der Volksbank Börde-Bernburg, zufrieden. Sie sind wesentliche Partner bei diesem Thema. Und das betrifft Punkt Nummer zwei für „die einzigartige Insolvenzgeschichte“.

Fakt 2: „Neu war außerdem, dass wir als Bürgschaftsbank gemeinsam mit der Hausbank ein Unternehmen mit frischem Geld bedient haben, das gerade erst aus der Insolvenz herausgekommen ist“, erklärt Michael Müller, Leiter Neugeschäft bei der Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt. Hintergrund ist, dass Bürgschaften Beihilfen darstellen. Hierbei stellt sich also die Frage, ob die Gewährung von Beihilfen zugunsten eines Unternehmens, das gerade einen Insolvenzplan vom Gericht bestätigt bekommen hat, zulässig ist. Mit Hilfe eines Gutachtens einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eigens für den Fall der Salzland Druck beauftragt werden musste, konnte die Frage zu Gunsten des Staßfurter Unternehmens geklärt werden.

Allerdings wurde die Bürgschaft unter der Bedingung gewährt, dass das Insolvenzplanverfahren erfolgreich beendet ist. Die Bürgschaftsmittel dürfen keinen Umstrukturierungsmaßnahmen infolge der Insolvenz, wie zum Beispiel der Befriedigung der Altgläubiger, dienen.

Am 19. Dezember 2014 wurde das Insolvenzverfahren beendet. Inzwischen sind zehn Monate vergangen und es wurde in eine sogenannte Zusammentragmaschine investiert. „Diese Leistung hatten wir bisher nach draußen gegeben“, sagt Heinrich. Für dieses Jahr rechnet er mit einem Umsatz von rund sieben Millionen Euro. Ähnlich wie in den Vorjahren – nur mit dem Unterschied, dass davon inzwischen mehr im Betrieb bleibt.