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Nachwuchsmangel Sachsen-Anhalts Handwerk sucht junge Chefs

Viele Inhaber von Handwerksbetrieben wollen in Rente gehen. Doch sie finden kaum jemanden, der ihre Firma übernehmen will.

09.11.2015, 23:01

Magdeburg l Dem deutschen Handwerk fehlen nicht nur Auszubildende und Fachkräfte. Auch junge Unternehmer, die einen Betrieb übernehmen wollen, sind rar. Das belegt eine Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), wonach jeder vierte Betrieb Probleme hat, eine Nachfolgeregelung zu treffen.

In Sachsen-Anhalt wollen zwischen 2014 und 2018 mehr als 2700 Betriebsinhaber ihr Geschäft in jüngere Hände legen und dann in Rente gehen, bundesweit sind es 180 000. Wegen des Nachwuchsmangels muss so mancher jedoch seinen Ruhestand aufschieben.

„Wir sind mittendrin in der Übergabewelle“, erklärt Matthias Zieler, Sprecher des Netzwerks Unternehmensnachfolge der Kammern in Sachsen-Anhalt. „Übergaben funktionieren meist nur dann, wenn sie rechtzeitig vorbereitet werden.“

Die Vorbereitungszeit beträgt oft mehrere Jahre, das weiß auch Ernst Andersch aus Schönfeld im Kreis Stendal. Vor drei Jahren hat der heute 66-jährige Tischlermeister den Entschluss gefasst, für seinen Sechs-Mann-Betrieb eine Nachfolgeregelung anzustreben. Jetzt ist es endlich so weit: „Ein 33-Jähriger Mitarbeiter, der sich bis zum Meister hochgearbeitet hat, wird mein Nachfolger“, erzählt Andersch.

Er kann sich glücklich schätzen, denn bei manchen Betrieben kann der Prozess bis zu zehn Jahre dauern, betont Handwerks-Experte Zieler. Es geht meist nicht nur darum, jemanden zu finden. Der Kandidat muss auch das nötige Geld mitbringen. In vielen Fällen geht das nur mit Hilfe von Bankkrediten.

Der Nachwuchsmangel ist aber auch deshalb stark ausgeprägt, weil sich inzwischen nur noch wenige junge Leute eine Karriere im Handwerk vorstellen können, viele schreiben sich lieber für ein Studium ein.

ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer fordert deshalb mehr staatliche Unterstützung für Nachwuchs-Handwerker: „Künftige Manager können kostenlos bis zum Masterabschluss studieren, Meisterschüler werden bei der Ausbildung zum Unternehmer im Vergleich deutlich geringer finanziell unterstützt.“ Neben einem höheren Meister-BaföG wüntscht sich Wollseifer eine „fundiertere Berufsberatung“ in allen Schulformen. Das Netztwerk Unternehmensnachfolge in Sachsen-Anhalt will zunächst mit dem Land zusammen eine neue Imagekampagne starten. Zusammen mit Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) stellt das Kammer-Netzwerk die Kampagne „Karriere im eigenen Land“ am Dienstag in Magdeburg vor.

Weitere Informationen: www.unternehmensnachfolge-lsa.de