Bürgschaftsbank Garant für Träume

Seit 25 Jahren ermöglicht die Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt Investitionen von Unternehmen. 4,7 Milliarden Euro sind so investiert worden.

23.12.2015, 23:01

Magdeburg l Christian Feuerstack hat 60.000 Euro auf der hohe Kante und einen Traum: Mit 27 Jahren will er sein eigener Chef sein. Der Plan: Feuerstack übernimmt das Konditorei-Café „Harzer Baumkuchen“ in Wernigerode. Doch eine Zahl mit sieben Ziffern steht dieser Idee im Weg. Mehr als eine Million Euro verlangt der alte Besitzer für sein gut gehendes Gasthaus am Wernigeröder Stadtrand. Feuerstack schluckt und holt sich Hilfe. Gemeinsam mit der Bürgschaftsbank rechnet er und sieht sich Bilanzen aus den Vorjahren an. Die Banker erkennen: der Betrieb ist gesund. Die Bürgschaftsbank sichert den Kredit ab. Christian Feuerstack ist stolzer Besitzer einer Baumkuchen-Konditorei. Mehr als zwei Jahre ist das nun her.

„Kein wirtschaftlich sinnvolles Vorhaben darf an fehlenden oder nicht ausreichenden Sicherheiten scheitern“, sagt Wolf-Dieter Schwab, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt, die von Banken, Versicherungen, Kammern und Wirtschaftsverbänden getragen wird. Seit 25 Jahren unterstützt das Institut unternehmerische Investitionen. Mit den Bürgschaften werden die Risiken bei der Finanzierung auf mehrere Schultern verteilt: Neben der Bürgschaftsbank und der Hausbank stehen im Ernstfall auch Land und Bund für die Tilgung des Kredites gerade.

Nach Angaben des Instituts sind durch die Hilfe der Bürgschaftsbank seit der Wende in Sachsen-Anhalt Investitionen in Höhe von 4,7 Milliarden Euro ermöglicht worden. Etwa 155.000 Arbeitsplätze sollen dadurch entstanden sein. „In Nachwendezeiten konnten wir maßgeblich zum Gründergeschehen beitragen. Später haben wir den Ausbau der Unternehmen begleitet“, erklärt Schwab.

Jörg Schlichting hat im Jahr 2005 die EWS Schuhfabrik in Eisleben aus der Insolvenz heraus gekauft. „Nur mit totaler Spezialisierung war es möglich, diese Tradition am Leben zu erhalten“, erzählt Schlichting, der mit seiner Familie in Burg (Landkreis Jerichower Land) lebt. Heute stellt das 70 Jahre alte Unternehmen Sicherheitsschuhe her, vor allem für die Feuerwehr. „Wir sind im Markt angekommen“, sagt Schlichting. Auch, weil die Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt vor gut zehn Jahren ihr Okay für die Finanzierung gab.

Im zurückliegenden Jahrzehnt hat die Nachfrage von Unternehmern nach Hilfen durch die Bürgschaftsbank allerdings stark abgenommen. Während 2002 noch rund 340 Millionen Euro durch die Übernahme von Bürgschaften investiert werden konnten, sank die Zahl 2010 auf 171 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr wurde nur noch ein Kreditrahmen von rund 44 Millionen Euro durch die Bürgschaftsbank abgesichert. Damit seien Investitionen von 86 Millionen Euro ausgelöst worden, teilt das Institut mit.

In Sachsen-Anhalt halten sich Unternehmen seit Jahren mit Investitionen zurück, wie diverse Statistiken belegen. Auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist ein Grund dafür, dass viele Unternehmer die Hilfe der Bürgschaftsbank nicht mehr benötigen.

Die Geldschwemme der EZB habe zu einer hohen Liquidität bei den Geldhäusern geführt, so ein Sprecher der Bürgschaftsbank. Gleichzeitig habe die Risikobereitschaft vieler Banken zugenommen, um das Geld an die Unternehmen weiterreichen zu können. Heißt: Die Bürgschaftsbank wurde bei vielen Krediten schlichtweg nicht mehr gebraucht.

Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) sieht in der Bürgschaftsbank dennoch eine wichtige Unterstützung für die Wirtschaft. „Die Bürgschaftsbank ist ein risikobereiter Partner für kleine und mittlere Unternehmen. Und diese Bereitschaft ist wichtig. Denn wer Risiken vermeiden will, verpasst auch Chancen“, sagt Haseloff. Die Bürgschaftsbank sei also auch ein Chancendienstleister.