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Wirtschaftsbilanz Weniger Unternehmen, aber mehr Jobs

In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Unternehmen gesunken. Dafür haben die größeren Firmen im Land deutlich mehr Jobs geschaffen.

14.01.2016, 23:01

Magdeburg l In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Unternehmen in Sachsen-Anhalt zurückgegangen. Das zeigt eine neue Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Halle, die der Volksstimme exklusiv vorliegt. Ende Juni 2015 zählte die BA insgesamt 57 288 Betriebe, das sind 319 weniger als im Vorjahreszeitraum und 2232 weniger als im Jahr 2005. Das Minus über zehn Jahre beträgt somit 3,75 Prozent.

Trotz des Rückgangs hat die Zahl der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt stetig zugenommen. 2005 waren 725 839 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, inzwischen sind es 776 228. Der Zuwachs beläuft sich damit auf 6,94 Prozent. Erklären lässt sich diese Entwicklung damit, dass die größeren Firmen im Land deutlich mehr Jobs geschaffen haben.

Das zeigt die jüngste BA-Statistik: Im Jahr 2005 arbeiteten nur knapp 170 000 Menschen in Großbetrieben, inzwischen sind es gut 195 000, also rund 25 000 oder 15 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Zu den Großbetrieben zählen etwa FAM in Magdeburg, Novelis in Nachterstedt oder Doppstadt in Calbe. Ebenfalls stark ausgefallen ist der Beschäftigungszuwachs in mittelgroßen Firmen. Hier wurden in nur zehn Jahren mehr als 20 000 zusätzliche Stellen geschaffen, das Plus beträgt rund neun Prozent.

Anders sieht es dagegen bei Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern aus. Die Zahl der Kleinstbetriebe ist um rund 2800 zurückgegangen und auch die Beschäftigtenzahl ist um etwa 5000 gesunken.

Die in der Öffentlichkeit weit verbreitete Wahrnehmung, wonach nur wenige Menschen in mittelgroßen oder großen Firmen arbeiten würden, lässt sich anhand der Zahlen der Bundesagentur widerlegen. Jeder zweite Arbeitnehmer verdient sein Geld inzwischen in einem Betrieb mit wenigstens 50 Beschäftigten, 25 Prozent arbeiten in Firmen mit mehr als 250 Beschäftigten.

Auch wenn noch kein Dax-Konzern seinen Hauptsitz nach Sachsen-Anhalt verlegt hat, haben sich die hiesigen Beschäftigungsstrukturen den Strukturen in den Westbundesländern stark angeglichen. Im Nachbarland Niedersachsen etwa arbeiten 30 Prozent der Beschäftigten in Großbetrieben. Das sind gerade einmal fünf Prozent mehr als in Sachsen-Anhalt. Der Anteil von Menschen, die in Kleinstbetrieben arbeiten, ist im Ländervergleich fast identisch: In Niedersachsen sind es 16,5 Prozent, in Sachsen-Anhalt 17,6 Prozent.

Ein weiterer Vergleich bietet sich auch mit dem industriell geprägten Nordrhein-Westfalen an. Auch dort arbeiten nur 34 Prozent der Beschäftigten in Großbetrieben, also neun Prozent mehr als hierzulande. Dafür ist dort der Anteil von jenen, die in mittelgroßen Firmen arbeiten, sogar niedriger. Dort sind es 28,36 Prozent, hier sind es 31,4 Prozent.

Lediglich zu wirtschaftlich sehr starken Bundesländern wie Baden-Württemberg zeigen sich weiterhin große Unterschiede auch in den Beschäftigungsstrukturen. Dort arbeiten 35 Prozent der Arbeitnehmer in Großbetrieben, satte zehn Prozent mehr als hierzulande. Die Statistik der Bundesagentur macht letztendlich aber deutlich, dass sich einiges in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren getan hat. Und wie für die Westbundesländer gilt inzwischen auch für Sachsen-Anhalt, dass die großen mittelständischen Unternehmen das Rückgrat der Wirtschaft bilden.