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Nachwuchssorgen Jeder Fünfte ist älter als 55

Die Belegschaften der Unternehmen in Sachsen-Anhalt werden immer älter. Vielen Firmen fehlt der Nachwuchs.

14.02.2016, 23:01

Magdeburg l In keinem anderen Bundesland ist der Anteil älterer Beschäftigter höher als in Sachsen-Anhalt. Das geht aus einer neuen Erhebung der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Halle hervor. Demnach gehören 22 Prozent der 776 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten inzwischen der Generation Ü-55 an, bundesweit liegt die Quote nur bei 18 Prozent.

Die BA rechnet damit, dass die Alterung der Belegschaft weiter voranschreiten wird, weil immer weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen. Vor fünf Jahren waren noch 84 700 Beschäftigte unter 25 Jahren in Sachsen-Anhalt tätig, mittlerweile sind es nur noch 54 600. Ihr Anteil an der Gruppe der Beschäftigten sank damit von elf auf sieben Prozent. Bundesweit liegt der Anteil der Jüngeren dagegen bei aktuell zehn Prozent.

„Ohne Ältere geht nichts mehr, die Gruppe wird tragende Säule der Wirtschaft“, sagt BA-Regionalchef Kay Senius zur Entwicklung. Die Unternehmen müssten sich darauf einstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit betrieblichem Gesundheitsmanagement könnten sie etwa dafür sorgen, die Angestellten fit zu halten. Zudem müssten Firmen auch vermehrt flexible Arbeitszeitmodelle nutzen.

Matthias Menger, Geschäftsführer Arbeitgeber-und Wirtschaftsverbände in Sachsen-Anhalt, betont, dass viele Firmen bereits ihre Personalpolitik angepasst hätten. Kontraproduktiv wirke jedoch die eingeführte Rente mit 63. „Durch das politisch gewollte Frühverrentungsprogramm gehen den Unternehmen erfahrene und kurzfristig nicht zu ersetzende Mitarbeiter verloren.“

Dem widerspricht SPD-Arbeitsmarktexperte Andreas Steppuhn: „Die Rente mit 63 ist ja in Wirklichkeit eine Rente nach 45 Beitragsjahren, sie wird der Lebensleistung von Menschen gerecht.“ Um den zunehmenden Fachkräftemangel zu bekämpfen, sollten Firmen mit guten Löhnen und attraktiven Rahmenbedingungen junge Leute werben – notfalls aus Nachbarländern.

Bereits jetzt versuchen einige Unternehmen, junge Leute zu locken. Sie sind auf Messen präsent, bieten Schnupperpraktika an und kooperieren mit Universitäten.