1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Thurländer plant Großinvestition

Hähnchen und Salat Thurländer plant Großinvestition

Für einen hohen Millionenbetrag will die Firmengruppe Thurländer aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld eine neue Produktionsstätte bauen.

24.02.2016, 23:01

Thurland l Die Entwicklung der Firmengruppe Thurländer aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist eine Erfolgsgeschichte: Vor mehr als 25 Jahren gründete Manfred Dreißig das Mutterunternehmen. Die ersten Grillhähnchen aus Thurland sind in Köthen verkauft worden, kurz darauf folgte Dessau. Mittlerweile fahren mehr als 50 Fahrzeuge durch ganz Sachsen-Anhalt. Rund 350 Beschäftigte arbeiten für die Firmengruppe, die seit 1999 auch Salate produziert. Zunächst sind die gesunden Schalen aus den Thurländer-Wagen heraus verkauft worden. Heute werden in Thurland, seit der Eingemeindung 2010 ein Teil der Stadt Raguhn-Jeßnitz, täglich 120 000 Portionen hergestellt. Mehrere Supermarktketten haben die Salatschalen aus Sachsen-Anhalt in ihren Regalen stehen.

Geschäftsführer Manfred Dreißig, 60 Jahre alt, hat bislang mehr als zehn Millionen Euro am Heimat-Standort in Thurland investiert. 2014 ist zudem für 1,4 Millionen Euro ein Logistikzentrum in Aschersleben (Salzlandkreis) entstanden. Jedes Jahr erwirtschaftet Thurländer einen zweistelligen Millionenumsatz. Dreißig will sich künftig vor allem auf das Geschäft mit den Salatschalen konzentrieren. „Gesunde Ernährung wird immer gefragter. In Deutschland besteht aber noch viel Nachholbedarf“, erklärt Dreißig. In vielen europäischen Staaten sei der Pro-Kopf-Verbrauch an Salat viel höher als hierzulande.

Seit drei Jahren plant der Thurländer-Boss deshalb die Erweiterung der Produktion. Bis zu zwölf Millionen Euro könnte er nach Volksstimme-Informationen investieren. Doch der Neubau auf dem Gelände der Firma steht auf der Kippe. „Uns fehlte die Unterstützung der Stadtverwaltung“, sagt Dreißig. Auch nach Jahren der Planung gibt es an dem Grundstück, auf dem der Neubau stehen soll, benötigte Leitungen für Wasser und Abwasser nicht. Ebenso fehlt eine Verbindung zur Landstraße. „Als wir in Aschersleben gebaut haben, war das anders. Dort waren wir eine Woche vorfristig fertig und konnten einziehen.“

Dreißig droht der Stadt sogar mit Weggang. Auf einem Grundstück in Aschersleben könnte er innerhalb der nächsten vier Wochen mit dem Bau beginnen. Auch in Sachsen hat sich Dreißig umgeschaut. „Gehen wir woanders hin, wird der Betrieb nach und nach an den neuen Standort gebracht“, sagt der Geschäftsführer.

In Raguhn-Jeßnitz ist Thurländer der größte Gewerbesteuer-Zahler – ein wichtiges Unternehmen für die Region. Doch in der Stadtpolitik fliegen seit Jahren die Fetzen. Das Verhältnis zwischen Bürgermeister Eberhard Berger (CDU) und dem Stadtrat ist zerrüttet. 2012 drohte ein Abwahlverfahren. Im Januar 2015 warf der Stadtrat Berger in einem offenen Brief sogar Inkompetenz und Konzeptlosigkeit vor. Mitarbeitern in der Stadtverwaltung fehle es an Führung und Koordination, hieß es damals. Dienstberatungen fänden nicht statt, der Haushalt würde stets zu spät erstellt. Der vorläufige Höhepunkt der Auseinandersetzung: Im Januar 2016 wurde Rathauschef Berger vom Stadtrat per Beschluss von seinen Aufgaben entbunden. Berger legte Widerspruch ein. Wenig später hob das Verwaltungsgericht in Halle das Dienstverbot wegen Verfahrensfehlern auf.

Seitdem ist Berger wieder im Amt. Für die Volksstimme ist er am Mittwoch nicht zu erreichen gewesen. Berger sei im Urlaub, bestätigt die Hauptamtsleiterin Constance Mädchen-Vötig, die in Abwesenheit des Bürgermeisters die Geschäfte übernommen hat. Sie stellt auch klar: „Die Stadt ist daran interessiert, Thurländer im Ort zu halten, und arbeitet daran, dass geplante Investitionen umgesetzt werden können.“

Manfred Dreißig hat sich eine Frist gesetzt: Bis Ende März will er entscheiden, wo Thurländer seine neue Produktion aufbaut. Inzwischen hat sich auch der Landkreis eingeschaltet. „Es wird im Moment daran gerarbeitet, dass Herr Dreißig in Thurland seine Produktionsstätte erweitern kann“, erklärt Armin Schenk, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises. Die Firma sei ein Musterbeispiel einer Unternehmensentwicklung für die Region. Dreißig selbst liegt der Landstrich am Herzen. In Thurland wurde er geboren. Hier steht die Wiege seines Unternehmens. Und auch die Erfolgsgeschichte soll in Thurland weitergehen.