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Heizkosten Gaskunden schauen in die Röhre

Heizen mit Öl war in diesem Winter drastisch billiger als mit Gas.

28.03.2016, 23:01

Hamburg (dpa) l Noch ist die Heizperiode nicht zu Ende; es können noch kalte Tage und Wochen kommen. Aber eine vorläufige Bilanz ist Ende März schon möglich und sie zeigt ein klares Bild: Der Winter war wieder sehr mild.

Wenn das Wetter nicht anders als im Vorjahr war, dann sind die Preise für die Heizenergie ausschlaggebend für die Kosten. Und da sind die Veränderungen gewaltig – für die Mieter und Eigentümer mit einer Ölheizung. Sie sparen im Vergleich zum Vorjahr 29 Prozent und müssen in einem typischen Einfamilienhaus nur noch 679 Euro für Heizöl bezahlen, um durch den Winter zu kommen. Ursache ist der fortdauernde Verfall der Ölpreise. Nordsee-Öl der Sorte Brent kostet ungefähr 40 Dollar je Barrel (159 Liter). Vor einem Jahr waren es noch 55 Dollar, und das war schon günstig im längerfristigen Vergleich.

Mit dem Rohöl verbilligte sich das Heizöl. Zurzeit sind ungefähr 46 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern, inklusive Mehrwertsteuer) zu bezahlen. Vor einem Jahr kostete die gleiche Menge noch mehr als 60 Euro, vor zwei Jahren rund 80 Euro. Den Tiefstand erreichte der Heizöl-Preis in diesem Januar, als 100 Liter nur noch 38 Euro kosteten. Diese Zeiten sind erst einmal vorbei und kommen vielleicht nicht wieder. Mit einem schnellen und dauerhaften Anstieg der Ölpreise rechnen die meisten Experten aber auch nicht, so dass Heizöl auf absehbare Zeit eine günstige Heizenergie bleiben dürfte.

Ganz anders sieht es für diejenigen Verbraucher aus, die mit Gas heizen. Die Gastarife fallen zwar auch, aber sehr langsam. Gegenüber der vergangenen Heizperiode waren es gerade mal drei Prozent – damit betrugen die Heizkosten für ein Einfamilienhaus in diesem Winter 949 Euro. Im Jahresvergleich reduzierte sich der Verivox-Gaspreisindex von 6,56 auf 6,26 Cent je Kilowattstunde, das sind gerade mal 4,6 Prozent. Zwar sind die Börsenpreise für Erdgas deutlich zurückgegangen, aber bei den Verbrauchern kommt nicht viel davon an. Nach Angaben des Portals Check24 haben in diesem Jahr 246 Gasversorger ihre Preise gesenkt oder Preissenkungen angekündigt. Das wäre rund ein Drittel der mehr als 700 Unternehmen.

„Es gibt für die Anbieter auch Preisrisiken“, sagt Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst (EID) in Hamburg. Dazu zählen steigende Netzentgelte und Marktrisiken. „Das ändert aber nichts an der Grundeinschätzung, dass früher oder später, schneller oder langsamer alle Gasversorger von der aktuellen Marktsituation profitieren.“ Es gebe weitgehende Übereinstimmung, dass in den kommenden Jahren bis 2020 tendenziell ein Überangebot an Gas bestehe. Doch wann die Endverbraucher davon etwas merken, ist ungewiss.

Mehr als die Hälfte der Wohnungen in Deutschland wird mit Gas beheizt. Sie haben nun das Nachsehen gegenüber den Haushalten, die mit Öl heizen, das sind rund ein Viertel. Doch lange, ungefähr seit 2010, war es anders herum. Noch vor zwei Jahren kostete das Heizen mit Öl 23 Prozent mehr als mit Gas. In der vergangenen Heizperiode lagen die Brennstoffe ungefähr gleichauf, mit einem leichten Vorteil für Heizöl. Und nun ist Öl um 40 Prozent günstiger. Die Wirtschaftlichkeit eines Heizungssystems bemisst sich jedoch nicht allein an den Brennstoffkosten, sondern ebenso an den Investitionen für Anschaffung, den Wartungskosten, der Lebensdauer und anderen Parametern.

Auch die Gaskunden haben eine Chance, ihre Kosten zu reduzieren: Den Wechsel des Anbieters. Nach einer EID-Übersicht unterscheiden sich der günstige Gaspreis der Stadtwerke München und der hohe Preis des Frankfurter Anbieters Mainova um 27 Prozent. Gaskunden können je nach Wohnort unter mehr als 100 Anbietern wählen.