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Fernverkehr Computergesteuerte Lkw-Sternfahrt

Lkw, die fast von selbst fahren, sind derzeit auf einer Sternfahrt nach Rotterdam unterwegs - im Dienste der Zukunft.

05.04.2016, 23:01

Stuttgart (dpa/os) l Für den Güterverkehr der Zukunft setzen europäische Lastwagen-Hersteller aufs vernetzte Fahren im Verbund: Seit Montag fahren Lkw verschiedener europäischer Hersteller Konvois mit elektronisch aneinander gekoppelten Brummis auf der Straße. Mit einer Sternfahrt nach Rotterdam sollen die Chancen des sogenannten Platooning-Konzeptes ausgelotet werden, bei dem die Laster teils per Computer gesteuert werden.

Am Mittwoch ist die Ankunft der Brummis im Hafen von Rotterdam geplant. Die Konvois steuern Rotterdam aus verschiedenen Richtungen an: Dabei haben Daf und Iveco die kürzeste Anfahrt: Sie starteten in Belgien. Der Daimler-Konvoi kommt aus Stuttgart, der von MAN aus München. Scania und Volvo reisen aus Schweden an. Für den Wettbewerb haben die Hersteller Sondergenehmigungen erhalten. Ziel ist, Sprit zu sparen und möglich im Platoon zu fahren.

Bei der Hauptveranstaltung in Rotterdam am 6. April werden die Vorteile des Lkw-Platooning vorgeführt mit dem Ziel, die Kooperation zum Beispiel zwischen europäischen Lkw-Herstellern, Logistikdienstleistern, Straßenbetreibern, Straßen- und Fahrzeugzulassungsbehörden und Regierungen zu verbessern. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erwartet einen Boom für selbstfahrende Autos und Lastwagen: „Das automatisierte Fahren wird sich ähnlich schnell verbreiten wie Smartphones“, sagte Dobrindt beim Startschuss der Aktion in München.

Dank des Platoonings (zu Deutsch etwa: Kolonne fahren) sollen die Fahrzeuge den Windschatten des vorausfahrenden Lasters nutzen, um Sprit zu sparen. Abstand und Richtung der Fahrzeuge werden per W-Lan-Verbindung überwacht. Der sogenannten EU-Truck-Platooning-Challenge der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft haben sich mehrere Hersteller angeschlossen.

„Wir sehen Platooning als einen Baustein, bei dem alle am Straßengüterverkehr Beteiligten zur Kohlendioxid- und Kraftstoffreduktion beitragen“, erklärte Daimlers Nutzfahrzeugvorstand Wolfgang Bernhard. Das Unternehmen hatte bereits Ende März auf einer Autobahn bei Düsseldorf einen solchen Konvoi präsentiert. Nach Einschätzung von VW-Nutzfahrzeugchef Andreas Renschler ist die Einführung des Platooning bis 2020 „technisch denkbar und machbar“.

Auch viele Auffahrunfälle im Güterverkehr könnten nach Einschätzung von MAN vermieden werden. Autofahrer könnten sich so auf weniger Staus auf Autobahnen einstellen. Erste Testläufe zeigten zudem, dass durch die Nutzung des Windschattens Spriteinsparungen von bis zu zehn Prozent möglich sind.