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Ernte Der erste Spargel zeigt sich

Spargelbauern stehen in den Startlöchern. Am Wochenende wird mancherorts das Edelgemüse aus heimischem Anbau angeboten.

Von Rudi-Michael Wienecke 08.04.2016, 01:01

Altmark/Hohenseeden l Am morgigen Sonnabend wird auf dem Pferde- und Bauernmarkt in Hohenseeden auch Spargel verkauft, versprach Gerhard Flügge, Vorsitzender der Agrargenossenschaft Hohenseeden. Die milde Witterung der vergangenen Tage lockte die ersten weißen Stangen aus den Beeten, so dass die polnischen Saisonkräfte des Unternehmens schon mit der Ernte beginnen konnten. Noch halte sich das Edelgemüse im Wachstum zurück, von Tag zu Tag werde aber mehr gestochen. Flügge rechnet damit, dass sich bis zum dritten Aprilwochende das Angebot vergrößern wird.

Mit einer Ertragsfläche von 160 Hektar gehört die Agrargenossenschaft Hohenseeden zu den größten Spargelproduzenten Sachsen-Anhalts. Verkauft wird über Großmärkte sowie an eigenen Verkaufsständen im Süden und in der Mitte des Landes. Im Norden sind die Hohenseedener weniger präsent. Man wolle den Marktdruck in der Altmark, dem traditionellen Spargelanbaugebiet, nicht noch erhöhen.

Im Süden der Altmark, in Cobbel, sind die Spargeläcker bereits etwas ergiebiger. Am Mittwoch begannen die rund 20 polnischen Saisonkräfte von Carmen Kalkofen auf 15 Hektar mit dem Stechen und die Erträge könnten sich sehen lassen. „Wir verkaufen schon ab Hof“, so die Bäuerin, die außerdem Wochenmärkte beschickt. Bereits in den vergangenen Jahren waren die Kalkofens mit ihrem Spargel immer einige Tage schneller auf dem Markt als ihre Kollegen. Das Geheimnis dahinter behält Carmen Kalkofen aber für sich.

Hinter dem frühen Spargel von Klaus Heinl aus Plätz bei Goldbeck steckt dagegen kein Geheimnis. Er beheizt mit der Abwärme aus einer Biogasanlage drei Hektar Beetfläche, konnte dort am 13. März mit der Ernte beginnen. Auf seinen Freiflächen, etwa 50 Hektar, lasse sich das Edelgemüse aber noch Zeit. „Die Nächte sind noch zu kalt“, begründet Heinl. In 14 Tagen könnte dann aber auch für seine polnischen Saisonkräfte die arbeitsintensive Zeit beginnen. In Schelldorf bei Tangerhütte recken sich die weißen Stangen bereits durch die Dämme der schützenden Folie entgegen, noch fehle etwas Sonne, so Arne Garlipp. Anfang der Woche könne aber auch auf den 62 Hektar Ertragsfläche des Betriebes mit dem Stechen begonnen werden. An 18 Ständen im Radius von rund 80 Kilometern werden die Schelldorfer ihren Garlipp-Spargel direkt anbieten. Außerdem liefern sie an Kollegen, die in Einzelhandelsketten gelistet sind.

Mit Prognosen über den Verlauf des Spargeljahres hält sich Arne Garlipp, wie übrigens alle seine Kollegen, zurück. Von Qualität und Ertrag könnte es jedenfalls ein gutes werden. Der Aufwuchs nach der vergangenen Saison war kräftig, die Wurzeln konnten genug Nährstoffe speichern. Diese müssen nun von der Sonne und dem Fachverstand der Anbauer als deftige weiße Stangen „herausgekitzelt werden“. Wie das Wirtschaftsjahr wird, hängt auch vom Wetter ab. Wird es zu schnell warm, drückt zu viel Spargel den Preis. Außerdem essen die Leute weniger.

In den Startlöchern stehen bereits die 90 rumänischen Arbeiter, die das Edelgemüse stechen werden. Seit über zehn Jahren können die Garlipps hier auf einen festen Stamm bauen. Arne Garlipp schwört auf die Saisonkräfte, die in Schelldorf Kost und Logis bekommen. „Sie haben hier den Kopf frei, müssen sich nicht um die alltäglichen Sorgen zu Hause kümmern. Sie sind motiviert, wollen Geld verdienen“, begründet er.

Der Einsatz von Flüchtlingen als Erntehelfer ist für die hiesigen Spargelbauern aktuell dagegen noch keine Option, so lang deren Aufenthaltsstatus nicht geklärt sei. Hinzu käme, dass die Sprachbarrieren sich teilweise nicht einmal per Computer-Übersetzungsprogramm überwinden ließen. „Spätestens bei der Arbeitsschutzbelehrung wird es dann schwierig“, so Carmen Kalkofen.