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Halloren Belgische Pralinen verderben Bilanz

Weil die Tochterfirma Bouchard Millionen kostet, macht der Schokoladenkonzern Halloren erstmals Verluste.

14.04.2016, 23:01

Halle l Ein Millionenminus verdirbt einem Paul Morzynski nicht die Laune. Der 65-jährige Aufsichtsratsvorsitzende ist am Donnerstagvormittag nach Halle gekommen, um zu verkünden, dass sich Halloren im Aufwind befindet. „Es gibt Gutes zu berichten. Halloren befindet sich auf Erfolgskurs. Wir haben die Ärmel aufgekrempelt und rigoros aufgeräumt“, sagt Morzynski, der Halloren nach der Wende von der Treuhandanstalt erwarb und nach dem Börsengang 2007 lange größter Einzelinvestor war.

Unter dem Strich steht in der Konzernbilanz des vergangenen Jahres zwar ein Verlust von 1,64 Millionen Euro, eine rote Zahl. Das hat es am Ende eines Geschäftsjahres in der Konzerngeschichte bei Halloren noch nie gegeben. Doch das Minus ist gut. Zumindest fühlt es sich für Paul Morzynski so an.

Denn Halloren hat im vergangenen Jahr Klarschiff gemacht: Bei der belgischen Tochterfirma Bouchard mit Sitz in Gent haben die Hallenser die Produktion verschlankt, 30 Mitarbeiter entlassen und in neue Anlagen investiert. Rund zwei Millionen Euro hat Halloren aufgewendet, damit Bouchard künftig Profit abwirft. Perspektivisch ließen sich so jedes Jahr 1,5 Millionen Euro einsparen. „Da kann man sich ausrechnen, dass das eine gut Investition war“, erklärt Halloren-Finanzvorstand Andreas Stuhl hoffnungsvoll.

Bouchard hat bei den Halloren-Oberen für viele Sorgenfalten gesorgt. Bereits im Geschäftsjahr 2014 wirkte sich der Verlust des größten Auftraggebers bei den Belgiern auf die Bilanz der Hallenser aus. Am Ende stand nur noch ein Plus von 200 000 Euro. Das schlechte Geschäft mit Bouchard hat nun auch Auswirkungen auf die Konzernstrategie. Halloren-Boss Lellé hatte einst verkündet, dass sein Unternehmen bis 2018 einen Jahresumsatz von rund 300 Millionen erwirtschaften solle. Vor allem durch Zukäufe wollte er das erreichen. Doch davon rückt Halloren nun ab.

Auch, weil der letzte Versuch scheiterte: Nach Volksstimme-Recherchen versuchten die Hallenser Ende 2014 den süddeutschen Süßwarenhersteller Piasten zu übernehmen, zogen allerdings gegen den Branchen-Riesen Katjes den Kürzeren. „Wir waren auf dem Trip des Einkaufens. Da sind wir momentan nicht. Wir versuchen organisch zu wachsen“, sagt Morzynski.

Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die 720 Mitarbeiter des Konzerns einen Umsatz von 122,4 Millionen Euro, etwas mehr als im Jahr davor. Um weiter wachsen zu können, sollen am Standort Halle in diesem Jahr rund vier Millionen Euro investiert werden. Die neuen Maschinen sollen bei Halloren verstärkt für den Export produzieren. „Da können wir bessere Renditen erzielen als auf dem hart umkämpften deutschen Lebensmittelmarkt“, erklärt Vorstandschef Klaus Lellé. Schnelle Erfolge bei der Suche nach ausländischen Abnehmern sind allerdings nicht zu erwarten. „Exportgeschäfte brauchen Zeit“, sagt Lellé.