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Autoindustrie Dieser Bus braucht keinen Fahrer

Im „Arma“-Bus gibt es keinen Busfahrer. Das Fahrzeug fährt autonom - noch auf Privatgelände, bald auch auf der Straße.

10.05.2016, 23:01

Bad Zwischenahn (dpa) l Noch sind die Stückzahlen klein und die Anschaffungspreise hoch: 200 000 Euro für einen autonom fahrenden Kleinbus. 70 Busse des Modells „Arma“ will der französische Hersteller Navya in diesem Jahr bauen. „40 sind schon verkauft“, sagte Navya-Manager Frédéric Sartou. Der Bus für 15 Passagiere ist derzeit auf Premierentour und war am Dienstag auf seiner dritten Deutschland-Station im Park der Gärten im niedersächsischen Bad Zwischenahn unterwegs.

Zuvor gastierte das 4,75 Meter lange Fahrzeug in Chemnitz auf einem Klinikgelände und in Oberhausen in einem Einkaufszentrum. Letzte Station ist am Donnerstag das Nordseebad Dangast. Noch dürfen die Busse nicht auf öffentliche Straßen. Das Zulassungsverfahren ist langwierig. Bis 2030 sollen in Deutschland rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Schon vorher soll es aber die grundsätzliche Möglichkeit des autonomen Fahrens für Lastwagen oder Autos geben, allerdings noch unter „Aufsicht“ eines Fahrers.

„Wir müssen uns frühzeitig im öffentlichen Nahverkehr auf die Chancen dieser Technologie einstellen“, sagte Constantin Pitzen von der Projektgemeinschaft Büro autoBus, zu der auch die Planer Christoph Marquardt und Holger Michelmann gehören. Sie setzen sich für die Zukunftstechnologie ein.

Der Fahrer wird in dem Bus durch Hightech ersetzt. GPS, Radar und Sensoren steuern das Fahrzeug auf einer festgelegten und vorher einprogrammierten Strecke. Auf dem Gelände im Park der Gärten sind das nur einige hundert Meter. Das Kleinbus mit 11 Sitz- und 4 Stehplätzen weicht aus, verlangsamt die Fahrt oder stoppt, wenn Spaziergänger zu nahe kommen. Der Bus bewältigt auch Ladevorgänge autonom. Sinkt die Batterieleistung unter zehn Prozent, dann fährt er eigenständig an die Ladestation.

Pitzen, Marquardt und Michelmann planen seit Jahren öffentliche Verkehrsabläufe auch im ländlichen Raum. „Da haben wir oft einen guten und schicken Schnellbus, der aber viele kleine Dörfer nicht anfährt“, beschreibt Pitzen die Lage. Die Idee: Die Zubringerverkehre von autonom fahrenden Kleinbussen bewältigen zu lassen, sozusagen die „letzte Meile“ zum Anschluss fahrerlos anzubieten.

„Man muss auch bedenken, dass etwa 90 Prozent aller Unfälle auf den Straßen in irgendeiner Form auf menschliches Versagen zurückzuführen sind“, sagt Pitzen. „Der Mensch hat nur zwei Augen. Diese Technologie schaut in alle Richtungen, ist eigentlich viel sicherer, wenn alles funktioniert.“ Damit alles funktioniere, sei auch das Zulassungsverfahren entsprechend akribisch.

Derzeit werden die Kleinbusse auf Privatgeländen eingesetzt, unter anderem am Atomkraftwerk Civaux bei Poitiers in Zentralfrankreich. Dort werden mit sechs Shuttle-Bussen laut Navya täglich Hunderte von Beschäftigten im Drei-Minuten-Takt befördert. In Australien (Perth) und der Schweiz (Sitten) sollen die Busse in diesem Jahr auf der Straße getestet werden. Die Nachfrage wird steigen, da ist Sartou sicher: „In zwei Jahren wollen wir 1000 Busse bauen.“