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Die Analyse Eine Auto-Nation in Aufruhr

In 14 Jahren sollen nur noch emissionsfreie Pkw neu zugelassen werden. Deutschland ohne Benzin und Diesel - geht das?

12.10.2016, 23:01

Der Bundesrat schlägt ein staatlich verordnetes Aus für Autos mit Verbrennungsmotor vor. Schon 2030 sollen Fahrzeugen mit entsprechenden Motoren tatsächlich die Neuzulassung verweigert werden. Deutschland ohne Benzin und Diesel – am technischen Fortschritt würde dieses Szenario nicht scheitern:

Vor allem das Reichweitenproblem der Elektroautos wird nach und nach verschwinden. Bis zu 500 Kilometer sind mit modernen Stromern wie dem Tesla schon heute möglich – wenn auch bei zurückhaltender Fahrweise. Das Nachladen dürfte künftig zudem weniger Zeit beanspruchen: Neue Schnellladestationen werden entwickelt. Der Porsche Mission E etwa soll bereits in drei bis vier Jahren nur noch eine Viertelstunde an der Ladesäule stehen müssen, um dann 400 Kilometer fahren zu können. Ein Knackpunkt bleibt die Infrastruktur: Von einem flächendeckenden Strom-Tankstellen-Netz ist Deutschland weit entfernt. Auch profitable Geschäftsmodelle für den Betrieb der Strom-Zapfsäulen gibt es bislang noch nicht.

Alte Tankstellen würden zunächst weiterhin gebraucht: Erst nach und nach ginge der Absatz von konventionellem Treibstoff zurück. Tankstellenbetreiber würden noch mehr auf Service, Einkauf und Gastronomie setzen müssen. Zur Mitte des Jahrhunderts könnten Besitzer von Oldtimern ihren Sprit wohl nur noch in Kanistern im Baumarkt kaufen.

Infografik: Der weite Weg in die saubere Mobilität | Statista
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Das Aus von Autos mit Verbrennungsmotor hätte auch Folgen für die Fahrzeughersteller und ihre Zulieferer. Einige Experten prophezeien einen gewaltigen Strukturbruch: Rund ein Drittel der Wertschöpfung am Automobil könnte verloren gehen, wenn die Produktion von herkömmlichen Motoren auf Eis gelegt würde. Hunderttausende Jobs seien bedroht. Die neue Technik bietet aber auch Chancen. Elektromobile Kompetenzen müssen gebündelt werden. Regionen – wie Magdeburg –, in denen schon heute viel Wissen um den Stromantrieb vorhanden ist, könnten aufholen.

Als „Unsinn“ betitele Verkehrsminister Alexander Dobrindt den Bundesratsbeschluss. Ein komplettes Aus von Verbrennungsmotoren ab 2030 sei vollkommen unrealistisch, so der CSU-Politiker.

Doch die Richtung stimmt. Die Elektromobilität wird sich durchsetzen – irgendwann.