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Deutsche Bahn Mehr Urlaub oder mehr Geld?

Vorerst noch ohne Streikgetöse beginnen die nächsten Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn.

Von Christian Ebner 16.10.2016, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Nach den Lokführern steigt an diesem Montag auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in die parallelen Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn ein. Für rund 100.000 Beschäftigte will EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba deutlich mehr Geld und Freizeit herausholen. In dem ohnehin schon komplexen Tarifgeflecht will die Gewerkschaft neuartige Wahlmöglichkeiten für die einzelnen Beschäftigten verankern. Sie sollen sich aussuchen können, ob sie mehr Geld, mehr Urlaub oder eine kürzere Wochenarbeitszeit haben wollen.

Nach den Berechnungen der EVG-Tarifkommission entsprechen 2,5 Prozent mehr Geld einer Wochenarbeitsstunde oder sechs zusätzlichen freien Tagen im Jahr. „Bei unserer Mitgliederbefragung gab es in etwa drei gleich starke Gruppen für jede dieser Möglichkeiten“, sagt Rusch-Ziemba. Um niemanden zu enttäuschen, solle daher nun diese Wahlmöglichkeit eröffnet werden. „Damit schreiben wir Tarifgeschichte“, sagte die Gewerkschafterin. Mit Schwierigkeiten bei der betrieblichen Umsetzung rechne sie nicht.

Zusammen mit der Sockelforderung nach 4,5 Prozent ergibt sich bei der EVG ein Gesamtvolumen von 7 Prozent mehr Geld. Auch die konkurrierende Lokführergewerkschaft GDL liegt nach Berechnungen der Bahn weit oberhalb von 6 Prozent. „Einen Überbietungswettbewerb kann ich nicht erkennen. Das ist keine abgehobene Forderung“, verteidigte Rusch-Ziemba den EVG-Beschluss.

Wie schon im vergangenen Jahr muss die Bahn mit den beiden konkurrierenden Gewerkschaften jeweils separate Verhandlungen führen, wobei die GDL auf das Zugpersonal beschränkt ist, die EVG hingegen sämtliche Beschäftigtengruppen bei der Bahn vertritt. Erklärtes Ziel von Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber ist der Abschluss inhaltsgleicher Tarifverträge, die er aber in getrennten Verhandlungen erreichen muss. EVG-Verhandlungsführerin Rusch-Ziemba wies die Verantwortung dafür der GDL zu. Die Lokführer unter der Führung von Claus Weselsky nähmen einfach nicht an Dreier-Gesprächen teil, sagte sie.

Die GDL hat bereits am vergangenen Montag ihre Verhandlungen mit der Bahn aufgenommen. Sie verlangt 4 Prozent mehr Geld sowie Arbeitszeit-entlastungen. Der letzte Tarifkonflikt bei der Bahn liegt 15 Monate zurück. Es war der härteste in der Geschichte des Staatskonzerns, denn die Lokführer legten neunmal die Arbeit nieder. Die EVG hatte nicht gestreikt.