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40 Millionen Euro Hafen investiert gegen den Trend

Die Elbe-Binnenhäfen im Osten Deutschlands ringen um Aufträge. Magdeburg will sich jetzt unabhängig vom Niedrigwasser der Elbe machen.

Von Anna Ringle 04.11.2016, 23:01

Magdeburg (dpa) l Eigentlich sollten am Elbe-Binnenhafen in der Kleinstadt Mühlberg in Brandenburg Rotorblätter für Windkraftanlagen verladen werden. Doch davon ist schon seit langem nichts zu sehen. Für den Hafen gab es vor Jahren eine Vision. Der Standort sollte sich am Markt als Nische für schwere und sperrige Lasten etablieren. Zwei Schwerlastplatten wurden extra eingebaut. Doch dann kam alles anders. Heute kämpft der Hafen um Aufträge, oft steht er leer. Auch andere Elbe-Binnenhäfen in Ostdeutschland mühen sich händeringend um Kunden.

Das Statistische Bundesamt zählt für die Elbe in Ostdeutschland 16 größere Binnenhäfen, an denen Güter befördert oder umgeschlagen werden. Die Güterbeförderung auf der gesamten Elbe in Deutschland – also auch die Abschnitte im Westen inbegriffen – sei im ersten Halbjahr 2016 bezogen auf den Vergleichszeitraum 2015 um rund elf Prozent zurückgegangen. Besonders deutlich zeigte sich der Rückgang auf dem Elbabschnitt zwischen der Grenze zu Tschechien und Magdeburg. Dort schrumpfte die Summe der Beförderung den Angaben zufolge im ersten Halbjahr um ein Fünftel (20,8 Prozent).

Warum sind die Zahlen bei den meisten Häfen rückläufig? Der zunehmende Lkw-Verkehr liegt den Häfen schwer im Magen. Eine große Menge an Speditionen und niedrige Dieselpreise führten zu wachsender Konkurrenz. Drohendes Niedrigwasser ist nach Experteneinschätzung das größte Manko für die Elbe in Ostdeutschland. In diesem Jahr zum Beispiel gab es laut SBO auf der Oberelbe zehn Wochen lang keine Berufsschifffahrt – für Kunden ist das keine gute Nachricht.

Die Magdeburger wollen trotz allem ihren Hafen mit Millionen-Investitionen ausbauen. Sie haben eine Trumpfkarte: Der Hafen ist nicht nur auf die Elbe mit ihren schwankenden Wasserständen angewiesen, sondern liegt an einem Wasserstraßenkreuz mit mehreren stets schiffbaren Kanälen. Seit 2013 ist in Magdeburg eine Niedrigwasserschleuse in Betrieb, der Hafen dadurch immer erreichbar.

Seit die Schleuse in Betrieb ist, stieg die Zahl der abgefertigten Schiffe um 20 Prozent auf 3800, wie der Wirtschaftsbeigeordnete von Magdeburg, Rainer Nitsche, sagt. Der Umschlag legte 2015 im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf 4,1 Millionen Tonnen zu. Wachstum soll der Ausbau bringen: Für 40 Millionen Euro soll ein altes Hafenbecken ertüchtigt und an die Schleuse angeschlossen werden. Geht der Fördermittelantrag bei der EU durch, soll 2018 Baustart sein.

Derzeit wird auf Bund- und Länderebene ein Gesamtkonzept für die Binnenelbe zwischen dem Wehr Geesthacht bei Hamburg und der Grenze zur Tschechischen Republik erarbeitet. Ziel ist die „umweltverträgliche verkehrliche Nutzung sowie die wasserwirtschaftlichen Notwendigkeiten mit der Erhaltung des wertvollen Naturraums in Einklang zu bringen“.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, sagt zum Zeitablauf: „Den ersten Entwurf des Gesamtkonzepts Elbe werden wir Ende des Jahres vorstellen.“ Zur Situation auf der Elbe betont er, dass die Erosion eingedämmt, die Schifffahrtsverhältnisse verbessert und die ökologische Durchlässigkeit hergestellt werden müssten. Ferlemann sagt auch, dass die Pegel der Elbe vor allem von Niederschlägen abhängen. „Garantien für Fahrrinnentiefen gibt es bei natürlichen Gewässern nicht.“