Internet Router als Risiko

Nach massiven Störungen bei Routern der Telekom mahnt ein Experte aus Sachsen-Anhalt: Die Geräte sind ein leichtes Ziel.

28.11.2016, 23:01

Magdeburg l Ein Hacker-Angriff auf die Kunden-Router? Fast eine Millionen Telekom-Kunden meldeten am Montag Probleme. Internetanschlüsse funktionierten nicht mehr. „Es deutet einiges auf einen Angriff von außen hin“, sagte ein Telekom-Sprecher am Montagnachmittag der Volksstimme. Die Störung betreffe zwar das gesamte Bundesgebiet, aber nur bestimmte Router-Typen. Daher lasse sich auch nicht sagen, wie viele Kunden in Sachsen-Anhalt betroffen waren, so der Sprecher weiter. Am frühen Morgen sei eine neue Software in das Netz eingespeist worden, die den Fehler beheben soll. Erneut riet die Telekom betroffenen Kunden, den Router kurz vom Netz zu trennen und dann wieder einzuschalten.

Router sind die Schaltzentralen des Netzes und sorgen dafür, dass die Datenpakete ans Ziel kommen. Nach der Neuanmeldung und erneuten Registrierung war das Problem am Montag in den meisten Fällen behoben. Ob tatsächlich ein Hacker-Angriff die Ursache für die Ausfälle von Internet, Online-Fernsehen oder Telefon waren, blieb ungewiss. Dafür müssten die Techniker nun klären, ob es in den Routern selbst Sicherheitslücken gab und ob es darüber Datenverkehr gegeben hat.

Router sind in der Vergangenheit bereits Ziel von Hackern gewesen. Erst vor wenigen Wochen warnte AVM, Hersteller der beliebten Fritz-Box-Router, vor einer Angriffswelle auf die Geräte: Über eine Lücke in alten Versionen könnten sich Kriminelle einwählen und anschließend kostenpflichtige Telefonnummern anrufen. Im vergangenen Jahr schloss Asus eine kritische Lücke: Zuvor konnten mehrere Router-Modelle über eine Sicherheitslücke aus dem lokalen Netz gekapert werden.

„Router sind ein leichtes Angriffsziel“, sagt Andreas Marx, Geschäftsführer des Magdeburger IT-Sicherheits- und Anti-Viren-Spezialisten AV Test. Aus Sicht des Experten unternehmen die Telekommunikationsfirmen viel zu wenig, um den Schutz der Geräte sicherzustellen. Router würden in der Regel möglichst billig produziert. Nach dem Abschluss eines Vertrages, erhält sie der Kunde per Post nach Hause. Danach werde der Verbraucher alleine gelassen, kritisiert Marx. „Wie wichtig eine Verschlüsselung des Routers ist, wissen viele Kunden nicht“, sagt der Sicherheitsexperte. Internet-Anbieter würden zudem noch immer auf regelmäßige Updates verzichten, so Marx. Im Fall der Störungen bei der Telekom geht er von einer Attacke von außen aus: „Für mich klingt es so, als hätten Hacker eine bestimmte Sicherheitslücke ausgenutzt.“

Die Telekom bot betroffenen Kunden mit Mobilfunkvertrag an, sich kostenlos einen unbeschränkten Tagespass freischalten zu lassen um das Internet über das mobile Netz zu nutzen. Wer keinen Mobilfunkvertrag bei der Telekom habe, könne Hilfe im nächsten Telekom-Shop bekommen. Bis die Ursachen der Störung erkannt und vollständig geklärt sind, dürfte es noch ein paar Tage dauern.

Unterdessen wird die wachsende Anfälligkeit wichtiger Infrastrukturen durch den Ausfall mehr als deutlich. Die Bundesregierung verwies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Cybersicherheit. Der nötige Schutz von Datennetzen sei eine Aufgabe, die Staat, Wirtschaft und Gesellschaft sehr ernst nehmen müssten und ernst nähmen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Bundesbehörden seien von den Ausfällen nicht betroffen gewesen, hieß es.