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Arbeitsmarkt Fachkräftemangel in fast allen Branchen

Eimerweise Bewerbungen? Davon kann so manche Firma in Ostdeutschland nur träumen. Viele haben Probleme, geeignete Kandidaten zu finden.

10.07.2018, 23:01

Berlin/Magdeburg (dpa) l Die Suche nach Mitarbeitern ist für etliche Firmen in Ostdeutschland im vergangenen Jahr schwierig gewesen. 54 Prozent der Betriebe, die Personal einstellen wollten, konnten im ersten Halbjahr 2017 ihren Fachkräftebedarf nicht vollständig decken. Das geht aus einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, auf die das Bundeswirtschaftsministerium am Montag hinwies.

Im ersten Halbjahr 2017 suchten 38 Prozent der Betriebe neue Fachkräfte – von ihnen fanden 46 Prozent genug Personal. Besonders groß sind die Schwierigkeiten bei Kleinstbetrieben. Gesucht sind vor allem Menschen mit einer qualifizierten Ausbildung: In fast zwei Drittel der ostdeutschen Betriebe gibt es den Angaben zufolge nur noch Jobs für Personen mit einer beruflichen oder akademischen Ausbildung.

„Diese Daten belegen die Bedeutung von Aus- und Weiterbildung“, sagte Christian Hirte, Ostbeauftragter und Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung.

In Sachsen-Anhalt fehlen zum Beispiel bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) Busfahrer, in der Helios Klinik in Zerbst wurde die Entbindungsstation geschlossen, weil nicht genügend Hebammen zur Verfügung stehen und auch in der Ton- und Lichtfabrik in Blankenburg hat sich kein Bewerber als Fachkraft für Veranstaltungstechnik beworben.

Eine Konsequenz des Personalmangels ist auch, dass die Zahl arbeitender Senioren im Land sich seit 2003 mehr als verdoppelt hat. Gingen damals noch 11.600 Ältere ab 65 Jahre einem Job nach, waren es 2017 schon 27.100 – das ist etwa jeder 20. Die Mehrheit dieser Senioren (80 Prozent) ist laut Agentur für Arbeit geringfügig beschäftigt. Immer mehr arbeiten aber auch in regulären (sozialversicherungspflichtigen) Jobs – hier gab es eine Zunahme auf das Sechsfache.

Positiv entwickelt hat sich hingegen der Anteil der ausbildenden Betriebe. Knapp die Hälfte der Betriebe (47 Prozent) erfüllt formal die Voraussetzung, um selbst ausbilden zu können. Von diesen bildeten im vergangenen Jahr tatsächlich 49 Prozent aus – das ist der höchste Wert seit 2007.

Kaum Erfahrungen gibt es in ostdeutschen Betrieben bislang mit der Ausbildung von Flüchtlingen: Drei Prozent der ostdeutschen Betriebe haben hier der Studie zufolge bislang Erfahrungen gesammelt.

In Westdeutschland sind es sechs Prozent. Für die repräsentative Arbeitgeberbefragung des IAB wurden rund 6000 Betriebe in Ostdeutschland befragt.