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Arbeitsmarkt Sachsen-Anhalt bei Tarifen ostweit vorn

Tarifregeln gelten in Sachsen-Anhalt für ein Viertel der Betriebe und die Hälfte aller Beschäftigten - viel zu wenig, sagen Gewerkschafter.

23.09.2019, 15:30

Magdeburg (dpa) l Sachsen-Anhalt hat einer Studie zufolge die höchste Tarifbindung in Ostdeutschland, ist von Westdeutschland aber um einiges entfernt. 24 Prozent aller Betriebe im Land seien eigenen Angaben zufolge tarifgebunden, teilte das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration am Montag in Magdeburg mit. 19 Prozent seien es ostweit. In Westdeutschland habe die Tarifbindung bei 29 Prozent aller Betriebe gelegen.

In den tarifgebundenen Betrieben Sachsen-Anhalts sei damit genau die Hälfte aller Beschäftigten tariflich gebunden, ostweit seien es 45 Prozent, in Westdeutschland 56 Prozent. Die Angaben stammten aus dem Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für Sachsen-Anhalt.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht im niedrigen Niveau der Tarifbindung einen Grund für niedrige Löhne und hohe Lohnunterschiede im Land. DGB-Landesleiterin Susanne Wiedemeyer erklärte: "Wir brauchen eine Trendwende bei der Tarifbindung. Tarifverträge sichern gute Arbeit und gute Löhne." Der monatliche Bruttoverdienst in Sachsen-Anhalt liege bei 2770 Euro, das entspreche rund 83 Prozent des Westniveaus von rund 3340 Euro.

Das IAB-Betriebspanel zeigt laut Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD), dass die Löhne in tarifgebundenen Unternehmen deutlich höher sind und die Arbeitszeit geringer. Die monatlichen Durchschnittsverdienste von Vollzeitbeschäftigten in tarifgebundenen Betrieben lägen um rund zwölf Prozent über dem Durchschnittsverdienst in Sachsen-Anhalt, heißt es in der Studie. In nicht tarifgebundenen Betrieben lägen diese um rund 14 Prozent darunter. Deutlich sei auch, dass tarifgebundene Betriebe in der Regel deutlich größer seien als nicht tarifgebundene.

Die Tarifbindung von Betrieben entwickelte sich in den letzten Jahren je nach Branche unterschiedlich. Im Zeitraum 2005 bis 2018 etwa legte sie im Baugewerbe um 20 Prozentpunkte zu, im Bereich Erziehung und Unterricht um 19 Prozentpunkte. Ein Minus von 9 Prozentpunkten wurde der Befragung zufolge im Gesundheits- und Sozialwesen verzeichnet, im verarbeitenden Gewerbe lag das Minus bei 4 Prozentpunkten.

Dem IAB-Betriebspanel zufolge orientieren sich aber auch viele nicht tarifgebundene Unternehmen an bestehenden Tarifverträgen. Deutlich mehr als die Hälfte aller sachsen-anhaltischen Unternehmen zahle nach Tarifvertrag oder orientiere sich daran. In diesen Betrieben seien zusammen rund 76 Prozent aller Beschäftigten des Landes tätig. DGB-Landeschefin Wiedemeyer wies aber darauf hin, dass die Orientierung an einem Tarifvertrag allein kein Garant für tarifgleiche Löhne ist. Das Einkommen der Beschäftigten in den Unternehmen, die sich am Tarif orientierten, liege acht Prozent unter dem Landesdurchschnitt.

Infografik: So haben sich die Tariflöhne entwickelt | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista