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Ausbildung Mehr Lehrverträge in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt sind 2018 etwas mehr Lehrverträge abgeschlossen worden. Das Handwerk hofft auf eine Trendwende.

30.07.2018, 06:09

Magdeburg (dpa) l Der Mangel an Nachwuchs bereitet vielen Betrieben ernste Sorgen, weil sie zum Teil seit Jahren nicht all ihre Lehrstellen besetzen können: Beim Handwerk in Sachsen-Anhalt deutet sich nach Kammerangaben nun ein Ende des jahrelangen Azubi-Rückgangs an. Bisher wurden landesweit gut 1500 neue Lehrverträge abgeschlossen, mehr als 900 davon im Norden des Landes, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, Burghard Grupe.

Das sei etwas mehr als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. Setze sich die Entwicklung fort, könnte die Zahl der neuen Handwerkslehrlinge erstmals seit Jahren wieder steigen. Entgegen dem Bundestrend waren sie in Sachsen-Anhalt auch nach 2015 stetig zurückgegangen.

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) rechnen damit, dass in den Berufen in ihrer Zuständigkeit etwa so viele Lehrlinge gefunden werden wie im Vorjahr. Die IHK Magdeburg registrierte für den Norden bisher rund 1650 unterschriebene Lehrverträge und lag auf dem Niveau von Ende Juli 2017. Beliebt sind den Kammern zufolge weiterhin die Klassiker: Verkäuferin, Kauffrau bei Bank und Einzelhandel sowie Friseurin, KfZ-Mechatroniker oder Metallbauer.

Am schwersten haben es die Lebensmittelgewerke: Fleischer, Bäcker und Co. "Viele Jugendliche scheuen die Arbeitszeiten und den vergleichsweise geringen Lohn", sagte Grupe von der HWK Magdeburg. Dabei machten die Betriebe wieder bessere Geschäfte, weil Kunden wieder auf regionale Produkte achteten. Andere, eher seltene Berufe profitierten davon: "Wir haben seit einigen Jahren wieder mehr Azubis bei den Brauern und Mälzern, auch weil es wieder mehr kleinere Brauereien im Land gibt."

Das Ausbildungsjahr startet am 1. August. Viele Betriebe stellen bis in den Oktober hinein noch Nachwuchskräfte ein. Erst dann liegen endgültige Zahlen vor. Vergangenes Jahr hatte das Handwerk 2080 angehende Handwerker begrüßt. Über alle Lehrjahre hinweg lernten damit 6450 junge Menschen einen der 130 Ausbildungsberufe. Das waren 500 weniger als noch 2016.

Die Landesarbeitsagentur hatte mit Blick auf das neue Ausbildungsjahr zuletzt davor gewarnt, dass sich der Azubi-Mangel weiter zuspitzen könnte. Der Grund: Bis Ende Juni war noch mehr als jede zweite gemeldete Lehrstelle frei. In den Vorjahren hatten stets die vergebenen Plätze den größeren Anteil ausgemacht.

Wer noch einen Platz sucht, hat gute Karten: "Fast jeder Ausbildungsbetrieb, mit dem ich spreche, sagt, er würde gern noch mehr junge Leute einstellen", sagte Grupe. Das liege an der brummenden Handwerkskonjunktur – und daran, dass viele Unternehmer Beschäftigte ersetzen müssen, die in den nächsten Jahren zu Hauf in Rente gehen. Das Handwerk bemühe sich daher seit einiger Zeit verstärkt, junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen.

Die Verdienste seien in vielen Gewerken bereits deutlich gestiegen, argumentierte der Kammervertreter. Zudem habe das Handwerk weitere Vorteile: "Viele schätzen die haptische Aufgabe und das Gefühl, jeden Tag ein greifbares Tagwerk zu vollbringen", sagte er. "Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum Burnout-Fälle bei Bürojobs zunehmen - im Handwerk aber nicht."