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Ausbildung Nachwuchs für Landwirtschaft-Betriebe fehlt

Landwirte in Sachsen-Anhalt haben Probleme bei der Suche nach Azubis. Zahlreiche Plätze bei den 13 "grünen Berufen" sind unbesetzt.

22.10.2019, 07:38

Magdeburg (dpa) l Die landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen-Anhalt brauchen mehr Auszubildende. Es gebe einen zunehmenden Bedarf "an motiviertem Berufsnachwuchs", sagte der Sprecher des Landesbauernverbands, Erik Hecht, in Magdeburg. In den 13 sogenannten grünen Berufen seien etliche Ausbildungsplätze unbesetzt. Zu ihnen gehörten unter anderem Land- oder Tierwirte, Fachkräfte für Agrarservice, Gärtner oder Milchtechnologen.

Die Ausbildungssituation sei zwar seit Jahren stabil, aber es werde deutlich, dass die Betriebe mit dem zunehmenden Ausscheiden der älteren Arbeitskräfte dringender Nachwuchs bräuchten, so Hecht. Die Lage verschärfe sich außerdem, weil etliche Azubis ihre Ausbildung frühzeitig abbrechen würden. "Hier sehen wir noch ein großes Potenzial, Jugendliche über ihre zukünftige Ausbildung im Agrarbereich besser aufzuklären und einzuarbeiten", sagte Hecht.

Nach Angaben der Regionaldirektion waren 88 Ausbildungsplätze allein als Landwirt seit Beginn des Ausbildungsjahres 2018/19 gemeldet. Davon waren im August diesen Jahres noch 30 unbesetzt. Auch in der Tierwirtschaft blieben Ausbildungsstellen vakant.

Der Mangel an Bewerbern hat laut Landesbauernverband verschiedene Gründe. Zum Teil herrschten Vorurteile über die Landwirte, die grünen Berufe hätten ein schlechtes Image in der Öffentlichkeit, oder es gebe einen starken Wettbewerb von anderen Wirtschaftsbranchen um die gleichen Schulabgänger. Außerdem müssten die Bewerber ein gewisses Bildungsniveau haben, um für die Arbeit geeignet zu sein, so Hecht.

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"Die landwirtschaftlichen Berufe gehören nicht zu den Top-Ten der Bewerber", bestätigte der Sprecher der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Kristian Veil, in Halle. In Sachsen-Anhalt seien Ausbildungen als Verkäufer, Kaufmann im Büromanagement oder Einzelhandel und Kfz-Mechatroniker am beliebtesten.

Auch der handwerkliche Bereich in der Landwirtschaft kämpft um gut ausgebildete Kräfte. So gebe es zum Beispiel den Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers, erklärte der Sprecher der Handwerkskammer Halle, Jens Schumann. Das seien Handwerker, die Traktoren und landwirtschaftliche Geräte warteten und reparierten. Für die Landwirte seien sie eine wichtige Stütze, und die Nachfrage nach ihnen sei hoch, so Schumann. Ausgebildete Kräfte würden sofort eine Stelle finden, der Nachwuchs werde gebraucht.

Um mehr junge Menschen für die grünen Berufe auf Bauernhöfen und anderswo zu begeistern, gebe es Aktionen wie die "Offenen Hoftüren", sagte Hecht vom Landesbauernverband. Schüler könnten sich zeigen lassen, wie die Arbeit in Ställen und in den Gewächshäusern ablaufe. Außerdem gebe es Berufsmessen und Werbeaktionen wie "Grüne Berufe – Dein Weg in die Zukunft", zu der jeden Herbst die aktuelle Ausbildungsplatzbörse des Bauernverbands für das kommende Ausbildungsjahr veröffentlicht werde.

Erst kürzlich, zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres im Sommer, startete nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums zudem an der Berufsschule Salzwedel in Verantwortung der Fachschule Haldensleben der neue Ausbildungsgang "Agrarwirtschaft, Fachrichtung Landwirtschaft". Der Schwerpunkt sei der ökologische Landbau. "Wer in der Ökofachschule erfolgreich seinen Abschluss macht, hat hervorragende berufliche Perspektiven im Ökolandbau", sagte Landwirtschaftsministerin, Claudia Dalbert (Die Grünen), zur Ankündigung des neuen Programms im April.

Nach Ministeriumsangaben wird mehr als die Hälfte der Fläche des Landes landwirtschaftlich genutzt. Die Landwirtschaft habe sich zu einem hochmodernen Wirtschaftszweig im ländlichen Raum entwickelt, betonte Hecht. Neben Ackerflächen gibt es den Angaben zufolge unter anderem Weiden und Wiesen sowie Flächen für Reben und andere Obstsorten.