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Automobilzulieferer Ifa verdoppelt Produktion in China

Der Automobilzulieferer Ifa Rotorion aus Haldensleben erweitert sein Werk in China und schafft auch in Sachsen-Anhalt zusätzliche Jobs.

Von Jens Schmidt 27.01.2018, 00:01

Haldensleben l Ifa Rotorion mit Sitz in Haldensleben will sein China-Geschäft ausbauen. Bis Ende des Jahres soll die Produktionshalle in Shanghai für 5 Millionen Euro erweitert und der Ausstoß mehr als verdoppelt werden. Künftig sollen jedes Jahr eine Million Antriebswellen das Werk verlassen. Kunden sind Daimler, GM und der chinesische Autobauer SGMW. „China ist der größte Automarkt der Welt, wir müssen dort verstärkt wachsen“, sagt Ifa-Geschäftsführer Robert Gutsche der Volksstimme.

Ifa gehört zu den Weltmarktführern unter den Herstellern von Pkw-Antrieben. Seit 2014 ist das Unternehmen in Fernost aktiv. In dem Werk in Shanghai arbeiten derzeit 150 Menschen. Künftig sollen es 220 sein.

Doch auch in der Heimat ist Ifa auf Wachstumskurs. Im Stammwerk Haldensleben (1950 Mitarbeiter/3,5 Millionen Längswellen pro Jahr) werden 50 weitere Jobs geschaffen. Zudem stellt Ifa am neuen Standort Sangerhausen 80 Mitarbeiter ein. Eine Montage ist nicht vorgesehen, aber bestimmte Bauteile sollen dort künftig mechanisch bearbeitet werden. „Dafür hätten wir in Haldensleben keinen Platz mehr gehabt“, sagt Gutsche.

Das Investment in Sangerhausen ist auch ein Zugeständnis an die Ifa-Eigentümerfamilie. Heinrich von Nathusius hatte dort ein neues Werk für Mifa-Fahrräder errichtet, doch das ging schief. Nach Konkurs und Verkauf montiert der neue Mifa-Eigner die Fahrräder wieder in Sangerhausens Innenstadt. Damit die 30 000 Quadratmeter große und nagelneue Produktionsstätte an der A 38 nicht leer steht, hat Pkw-Zulieferer Ifa ein Drittel der Halle angemietet.

Beim Autogeschäft gibt es trotz aller Unkenrufe weniger Sorgen. Im Gegenteil. „Der Automotiv-Industrie geht es gut, also geht es uns gut“, sagt Geschäftsführer Gutsche. Im vorigen Jahr setzte die Ifa-Gruppe 650 Millionen Euro um. Satte 15 Prozent mehr als 2016.

Vor allem die ungebremste Nachfrage nach kleineren und mittleren SUV befeuert das Geschäft. Allein 2017 wuchsen die Zulassungen für diese Wagenklasse in Deutschland um 22 Prozent. Ifa baut Antriebswellen ausschließlich für Hinter- und Allradfahrzeuge. Und da viele dieser sportlichen Geländewagen über alle Räder angetrieben werden, brummt das Geschäft. VW etwa verkaufte im Dezember mehr Tiguan als Passat. „Und 40 Prozent des kleinen SUV werden als Allrad verkauft“, sagt Gutsche.

Kunden gefällt die höhere Sitzposition, sie bietet mehr Übersicht. Und ältere Fahrer schätzen den leicht erhöhten und damit bequemeren Einstieg. Da Deutschlands Fahrergemeinde immer älter wird, ist ein Ende des SUV-Booms nicht in Sicht. Auch im Ausland ist die Nachfrage nach den Hochbeinigen gut; dort sind schlechte Straßen oft ein Kaufargument.

Gut im Geschäft ist Ifa auch, weil deutsche Premiumhersteller wie Mercedes und BMW einen Großteil ihrer Flotte traditionell mit Hinterradantrieb bestücken. So stecken in Mercedes-Autos ab der C-Klasse aufwärts Ifa-Wellen. Bei BMW erreicht Ifa erst einen Anteil von etwa 20 Prozent, da die Bayern die Antriebe selbst herstellen. Perspektivisch will Ifa auch ins Vorderradgeschäft und damit in den Massenmarkt der Klein- und Kompaktwagen. „Natürlich wäre das interessant“, sagt Gutsche. Doch dafür muss das Unternehmen technologisch aufrüsten.

Doch wie sieht die Zukunft aus? Stellt das Elektro-Auto alles auf den Kopf? An derlei Untergangszenarien glaubt Gutsche nicht. „Verbrenner werden noch etliche Jahre auf den Straßen dieser Welt unterwegs sein.“ Der Firmenchef bezieht sich auf Studien, wonach der E-Anteil in Deutschland bis 2030 gerade mal auf 30 Prozent steigt, in den USA auf 20 Prozent – nur in China sind 50 Prozent zu erwarten. Zudem: Auch E-Autos brauchen Antriebswellen – wenn sie komfortabel sein sollen. Zum Einsatz kommen dabei Seitenwellen. Daher hat Ifa dieses Segment ausgebaut und voriges Jahr dafür ein neues Werk in Polen eröffnet. Zwar gibt es auch Elektrische, die ohne Wellen auskommen. Diese Radnaben-Autos bleiben wegen ihres geringen Federungskomforts aber eher ein Nischenprodukt, schätzt der Ifa-Chef.

Allerdings: In Deutschland kommt die Jobmaschine der Automobilzulieferer an ihre Grenzen. Gutsche denkt, dass die Branche hier wohl bald ihr „Beschäftigungsplateau“ erreicht haben dürfte. In Zukunft werden die Betriebe vor allem in Osteuropa und Asien wachsen.