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Berufsperspektiven Uni-Abschlüsse bleiben attraktiv

Forscher warnen davor, jungen Leuten vom Studium abzuraten. Eine Überakademisierung gebe es auch in Sachsen-Anhalt noch nicht.

12.04.2017, 23:01

Magdeburg l In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Akademiker an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stetig gestiegen, er lag deutschlandweit zuletzt bei 15 Prozent und in Sachsen-Anhalt bei 12 Prozent. Manch einer spricht bereits von Überakademisierung, wie etwa der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus. Nicht für jeden sei ein Studium das Beste. Dagegen wehren sich nun die Forscher des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

„So wichtig natürlich auch der Nachwuchs in den dualen Ausbildungsberufen für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland ist: Es gibt keinen Grund, generell vor der Aufnahme eines Studiums zu warnen“, betont IAB-Direktor Joachim Möller. Im Gegenteil: Ein Hochschulabschluss eröffne immer noch die besten Berufsperspektiven.

Die IAB-Forscher machen das zum einen an der Einkommensentwicklung fest: Während Akademiker über ihr Erwerbsleben hinweg durchschnittlich fast 2,4 Millionen Euro brutto verdienen, erreichen Absolventen einer beruflichen Ausbildung im Mittel etwa 1,5 Millionen Euro. Ohne abgeschlossene Berufsausbildung erzielen Beschäftigte im Durchschnitt ein Brutto-Lebensentgelt von 1,2 Millionen Euro. „Wir sehen auch im Zeitverlauf keine Entwertung von höheren Bildungsabschlüssen“, so Möller.

Darüber hinaus müssen Hochschulabsolventen viel weniger fürchten, arbeitslos zu werden. Zuletzt betrug die Arbeitslosenquote von Akademikern deutschlandweit 2,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote für alle Beschäftigten lag dagegen bei 6,6 Prozent, für Ungelernte belief sie sich auf 20,3 Prozent.

In Sachsen-Anhalt unterscheidet sich die Situation kaum von der auf Bundesebene. Das belegen Angaben, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Halle auf Volksstimme-Anfrage gemacht hat.

Hierzulande liegt der monatliche Brutto-Lohn von Akademikern mit 4099 Euro im Schnitt fast doppelt so hoch wie der allgemeine Durchschnittslohn, der zuletzt 2349 Euro betrug. Bei gerade einmal 4,8 Prozent der rund 110.000 Arbeitslosen handelte es sich um Menschen mit Hochschulabschluss.

Auffällig mit Blick auf Sachsen-Anhalt ist lediglich der Umstand, dass der Anteil von Akademikern etwas niedriger ausfällt als im Rest der Republik. „Hier spüren wir die fehlende Forschungs- und Entwicklungslandschaft der Großunternehmen“, erklärt Kay Senius, BA-Regionalchef in Halle.

Das bedeutet aus seiner Sicht aber noch längst nicht, dass es in Sachsen-Anhalt genügend Akademiker gibt. Senius zufolge gilt vielmehr das Gegenteil: „Wenn unsere Region konkurrenzfähig bleiben will, ist sie auf jeden Akademiker angewiesen. Gerade mit Blick auf die Digitalisierung der Arbeitswelt sind Hochqualifizierte ein wertvoller Faktor.“

Nach Ansicht des Arbeitsmarkt-Experten sollten die Unternehmen auch noch mehr tun, um Akademiker zu binden. „Hochschulabsolventen sind besonders mobil und wandern für einen gut bezahlten Job auch in andere Bundesländer ab“, so Senius. Neben dem Gehalt würden attraktive Beschäftigungs- und Lebensbedingungen eine wichtige Rolle für Spezialisten und Fachkräfte spielen.