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Dänemark Lieber leer als deutsche Besitzer

In Dänemark stehen Tausende Ferienhäuser zum Verkauf. Für manche findet sich auch nach Jahren kein Käufer. Dabei gibt es Interesse.

Von Julia Wäschenbach 23.08.2016, 23:01

Hvide Sande (dpa) l Das Ferienhaus der Familie Mody liegt perfekt. 300 Meter sind es über die Dünen bis zum dänischen Nordseestrand. Es dürfte ein Leichtes sein, das Holzhaus nahe des beliebten Ferienorts Hvide Sande zu verkaufen, dachten sich die Modys. Doch wie Tausende andere bleibt die Familie auf ihrem Feriendomizil sitzen. Denn die Dänen kaufen nicht mehr so eifrig Sommerhäuser wie einst. Und Ausländer dürfen das in Dänemark nicht.

Dabei ist gerade die dänische Westküste als Urlaubsort bei Deutschen so beliebt wie lange nicht mehr. In Zeiten von Terroranschlägen und Konflikten überall auf der Welt zieht es viele in das friedliche, kleine Nachbarland im Norden. Viele Deutsche würden sich beim Kippen des Verbotes auch für Ferienhäuser interessieren. „Es gäbe viel mehr Käufer“, sagt Makler Mathias Heiberg Frich aus Hvide Sande. Auch die Modys meinen, ihr Ferienhaus besser verkaufen zu können, wenn der Markt für Ausländer geöffnet würde. „Die Preise würden sicherlich steigen“, sagt Astrid Mody. Ihre Preisvorstellungen für das 83 Quadratmeter große Sommerhaus in Hvide Sande hat die Familie schon zweimal nach unten korrigiert. Aktuell ruft die Familie umgerechnet etwa 160 000 Euro auf.

Die dänische Partei Liberale Allianz hatte vor kurzem erneut einen Versuch gestartet, das Kaufverbot für Ausländer – insbesondere für Deutsche – aufzuheben. „Wir Dänen haben die Freiheit, ein Ferienhaus zum Beispiel in Südfrankreich oder Spanien zu kaufen“, sagte die Tourismus-Sprecherin der Partei, Christina Egelund, damals. Das dänische Verbot sei „merkwürdig und doppelmoralisch“. Das Parlament schmetterte den Vorschlag der Liberalen mit 92 zu 15 Stimmen ab. Nur die neue grüne Partei Alternativet zeigte sich offen für die Abschaffung der Sonderregel, die sich Dänemark beim Eintritt in die Europäische Gemeinschaft gesichert hatte.

Wer als Ausländer ein Ferienhaus in Dänemark kaufen will, braucht deshalb weiter eine Genehmigung, die nicht so einfach erteilt wird. Dazu muss man laut dänischer Gesetzgebung „eine ganz besonders starke Beziehung zu Dänemark“ haben. 2013 durften laut Justizministerium 40 Deutsche ein Ferienhaus in dem Land erwerben.

Warum ist die Ablehnung so groß? „Ich glaube, viele haben Angst davor, dass die Häuser nicht vermietet würden und den Großteil des Jahres leer stünden“, sagt Makler Heiberg. Öde Urlaubsorte wären für die Gastwirte, Eisverkäufer und Café-Betreiber aber eine Katastrophe.

Manche meinen sogar, dass die Furcht vor einer Invasion deutscher Ferienhausbesitzer von den Kriegserfahrungen der Dänen herrührt – würden doch die Deutschen auf diese Weise wieder die Küsten „besetzen“. Ein Mini-Deutschland auf dänischem Boden – das wollen viele Dänen verhindern.