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Die Analyse Alleinerziehende haben es weiter schwer

Fast jeder zweite Alleinerziehende in Sachsen-Anhalt bezieht Hartz IV. Nur langsam erschließen Unternehmen ihr Fachkräftepotenzial.

29.12.2016, 23:01

Die Arbeitslosigkeit ist in Sachsen-Anhalt binnen eines Jahres um mehr als zehn Prozent zurückgegangen. Im November haben sich 99 500 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, 11 500 weniger als vor einem Jahr. Von dem erfreulichen Trend haben Alleinerziehende bislang aber nur wenig profitiert. Die Zahl der von ihnen als arbeitslos gemeldeten sank lediglich um knapp vier Prozent auf 12 200. Die Zahl derjenigen, die sowohl mit als auch ohne Einkommen und Arbeit in Bedarfsgemeinschaften leben müssen, stagniert auf hohem Niveau. 27 200 der landesweit 56 300 Ein-Eltern-Familien lebten nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit in Halle von Hartz IV.

Wie hoch die Hürden für Alleinerziehende sind, einen passenden Job zu finden, zeigt sich auch daran, dass sie deutlich länger als andere Arbeitssuchende brauchen, bis sie eine neue Stelle haben. 42 Wochen beträgt die übliche Dauer, bei den Alleinerziehenden beträgt sie dagegen 48 Wochen.

Der Arbeitsmarktexperte Kay Senius hofft, dass sich Unternehmen künftig stärker auch den Alleinerziehenden öffnen, auch mit Blick auf die Fachkräftesicherung. Nötig seien vor allem flexiblere Arbeitszeit-Modelle. Die Betroffenen sollten etwa die Chance erhalten, auch Teilzeit arbeiten zu können. Aber auch das Land nimmt Senius in die Pflicht: „Viele arbeiten in den Branchen Verkauf oder der Pflege, die vom Schichtsystem geprägt sind. Wenn die Kita am späten Nachmittag schließt, hängen wir viele Alleinerziehende von diesen Berufen ab.“

Im kommenden Jahr will die Landesregierung das Kinderförderungsgesetz novellieren. In der politischen Debatte wurde bislang allerdings vorwiegend über die Kosten diskutiert. Dabei wäre eine differenziertere Debatte nötig. Quantitativ mag es viele Kita-Plätze im Land geben. Doch nach wie vor sind die Öffnungszeiten der Einrichtungen oftmals alles andere als arbeitnehmerfreundlich. Für viele Menschen könnte die Regierung hier etwas bewegen – es wird sich zeigen, ob sie es auch machen wird.