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Die Analyse Bildung und Weltoffenheit bringen Wachstum

Die Leistungslücke zum Westen ist groß, doch Sachsen-Anhalt kann es mit der richtigen Strategie schaffen, aufzuschließen.

22.09.2016, 23:01

Der Stolz auf das Erreichte in Sachsen-Anhalt ist berechtigt. Die Arbeitslosigkeit ist rückläufig, die Unternehmen im Land schaffen immer mehr Stellen. Doch es gibt keinen Grund, sich auszuruhen. Der Jahresbericht zur Deutschen Einheit warnt eindringlich davor, dass der wirtschaftliche Aufholprozess Ostdeutschlands zum Westen lahmt.

Und das gilt insbesondere für Sachsen-Anhalt. In den vergangenen Jahren hat das Bundesland vergleichsweise schwache Wachstumsraten ausgewiesen, die Werte waren nicht nur schlechter als die im Westen, sie waren teilweise sogar schwächer als die in anderen Ostländern. So verwundert ein Vergleich im Einheitsbericht nicht: 2015 lag das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Sachsen-Anhalt bei 25 198 Euro, lediglich Mecklenburg-Vorpommern wies einen noch niedrigeren Wert aus. Zum Vergleich: In Hamburg betrug das BIP pro Kopf 61 729.

Trotz allem gibt es keinen Grund, den Kopf nun in den Sand zu stecken. Sachsen-Anhalt hat das Potenzial, den Aufholprozess wieder zu beschleunigen – wenn die Strategie stimmt. Es macht etwa keinen Sinn, noch auf große Konzerne zu hoffen, zu viele Millionen Euro als Fördermittel in Ansiedlungen zu stecken, die mangels Wirtschaftlichkeit früher oder später wieder dichtgemacht werden, wenn die Staatshilfen auslaufen.

Führende Ökonomen raten vor allem zu Investitionen in Bildung und Forschung. Und hier könnte die Landesregierung deutlich stärker Prioritäten setzen – um es freundlich auszudrücken. Sie hat bereits in der vergangenen Legislaturperiode den Fehler gemacht, die Mittel für die Hochschulen zu kürzen. Sie hat zudem viel zu spät auf den Lehrermangel im Land reagiert und sie akzeptiert es bis heute, dass fast jeder zehnte Schüler die Schule ohne Abschluss verlässt.

Gerade in Zeiten niedriger Zinsen sollte das Land in Köpfe investieren und sich nicht kaputtsparen. Kluge, junge Leute sind es, die innovative Ideen in Geschäftsideen umsetzen und neue Firmen gründen könnten. Und vielversprechende Firmen gibt es auch schon. Hier ist das Land gefragt, sie bei ihrem Wachstumsprozess unbürokratisch zu unterstützen.

Ein weiterer Punkt ist die Weltoffenheit. Kluge junge Köpfe aus dem Ausland könnten hiesigen Firmen neue Absatzmärkte in ihren Herkunftsländern erschließen. Allein schon aufgrund der Alterung der Gesellschaft wird Sachsen-Anhalt auf Zuwanderer angewiesen sein. Hier muss die Politik klarmachen: Wer auf Fremdenhass setzt, der hält nicht nur Ausländer fern. Er schadet auch der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und verschärft soziale Probleme. Denn wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst, gibt’s auch nichts mehr zu verteilen.