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Die Analyse Dem Audi-Chef bleibt nur noch der Rücktritt

Im Diesel-Skandal hat Rupert Stadler bei der Aufklärung versagt und wird zur Belastung für den VW-Konzern.

15.03.2017, 23:01

Wolfsburg/Ingolstadt l Als Volkswagen vor zwei Jahren den Betrug bei der Abgasreinigung öffentlich eingestand, übernahm VW-Konzernchef Martin Winterkorn zumindest politisch recht schnell die Verantwortung für das Debakel und trat zurück. Rupert Stadler hingegen blieb im Amt. Und das, obwohl sich inzwischen herausgestellt hat, dass auch bei Audi im großen Stil manipuliert wurde.

Bereits bei der Jahrespressekonferenz des VW-Konzerns am Dienstag in Wolfsburg musste sich Stadler von Journalisten die Frage gefallen lassen, warum er noch immer an seinem Chefposten klebt. Denn immerhin hat sich mittlerweile nicht nur VW, sondern eben auch Audi in den USA offiziell für schuldig erklärt. Das Bekenntnis dort war im Übrigen auch der Anlass für die deutschen Behörden, nun gegen die VW-Tochter zu ermitteln.

Insofern dürfte es jetzt nach der Razzia in Ingolstadt für den 53-Jährigen brenzlig werden. Audi rückt stärker denn je in den Fokus der Öffentlichkeit und es wird sich mehr und mehr die Frage aufdrängen, ob der Firmenchef nicht doch zumindest politisch Konsequenzen ziehen sollte.

Stadler steht bereits seit 2007 an der Spitze und Medien berichteten schon vor längerer Zeit von Dokumenten, die belegen sollen, dass die Manipulationen in seiner Amtszeit generalstabsmäßig vorbereitet wurden.

Direkt konnte dem Audi-Chef eine Mitwisserschaft bisher offenbar noch nicht nachgewiesen werden, doch auch der suspendierte Leiter der Dieselmotoren-Entwicklung bei Audi hat Stadler über einen Anwalt vorgeworfen, viel früher von den Manipulationen gewusst zu haben.

Für den VW-Konzern, der den Diesel-Skandal nun endlich abschütteln will, entwickelt sich der Manager zu einer immer größeren Belastung. Ob unmittelbar schuldig oder nicht, der ohnehin schon angekratzte Ruf könnte weiteren Schaden nehmen, wenn er im Amt bleibt. Sollte bei Stadler in den nächsten Tagen keine Einsicht wachsen, müssen ihn die Eigentümer-Familien wohl zum Rücktritt zwingen.