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Die Analyse Es ist noch viel Geduld gefragt

Vor 2020 ist mit signifikant höheren Zinsen für Sparer nicht zu rechnen. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile.

27.04.2017, 23:01

Frankfurt am Main l Mit Spannung fiebern Sparer, Politiker und Finanzanalysten inzwischen wieder den Sitzungen des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) entgegen. Nachdem jahrelang die Zinsentwicklung stets nur eine Richtung kannte – nämlich die nach unten –, hoffen immer mehr Beobachter auf einen fundamentalen Kurswechsel in der Geldpolitik.

Er könnte sich in verschiedenen Bereichen auswirken: Sparer würden für ihr Geld auf dem Konto wieder Zinsen bekommen, die krisengeschüttelten Banken würden mit Kreditgeschäften mehr verdienen. Eine Leitzinsanhebung hätte aber auch zur Folge, dass alle Länder – darunter auch Griechenland – wieder mehr Zinsen für ihre Schulden zahlen müssten. Zu haushaltspolitischen Einschnitten wäre dann wohl ebenso das weiterhin hoch verschuldete Sachsen-Anhalt gezwungen.

Klar ist aber auch: Selbst wenn die EZB eines Tages wieder an den Zins-Schrauben dreht, wird sie dies schrittweise und sehr behutsam machen. Insofern sollte niemand damit rechnen, dass er für sein Geld auf dem Konto dann von einem Tag auf den anderen wieder lukrative Zinsen erhält. Gerade die Sparer werden noch über Jahre hinaus viel Geduld brauchen.

Manch ein Volkswirt hofft zwar darauf, dass die EZB nun noch in diesem Jahr geldpolitisch umsteuert, zahlreiche Politiker fordern dies gar. Doch wahrscheinlich ist dies nicht, es gibt in den deutschen Großbanken Chefstrategen, die erst ab 2020 mit signifikanten Zinsschritten rechnen.

Unter anderem deshalb, weil sich EZB-Chef Mario Draghi bislang nicht von politischem Druck hat beeinflussen lassen. Seine Linie ist klar: Erst müssen sich Preisentwicklung und Konjunktur im Euro-Raum wieder stabilisieren. Und das ist bis heute noch nicht vollumfänglich geschehen.

Sparer sollten insofern überlegen, wie sie ihr Geld alternativ anlegen könnten. Außerhalb der deutschen Ballungszentren könnte sich Eigentum nach wie vor lohnen. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, Geld je nach Risikobereitschaft in Finanzanlagen zu investieren.