1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Neuer Bahnchef, viele Baustellen

Die Analyse Neuer Bahnchef, viele Baustellen

Unter Richard Lutz müssen Züge pünktlicher und Schulden begrenzt werden. Sanierungsbedarf besteht auch im Güterverkehr.

22.03.2017, 23:01

Magdeburg/Berlin l Dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn wird nachgesagt, ein Gespür für Züge und Schienen zu haben: Richard Lutz stammt aus einer Eisenbahner-Familie. Seit 1994 ist er Teil der Deutschen Bahn. Er begann im Controlling, wurde Finanzvorstand. Am Mittwoch nun ist Richard Lutz vom Aufsichtsrat zum Chef des Staatskonzerns ernannt worden.

Lutz ist ein Analytiker. Als passionierter Schachspieler ist er gewohnt, mehrere Züge im Voraus zu denken. Diese Fähigkeit und seine Erfahrung sollen helfen, den Konzern auf Kurs zu bringen. Baustellen gibt es viele: Noch immer fährt die Bahn ihrem eigenen Anspruch hinterher. Konzernziel ist, dass wenigstens 80 Prozent der Fernzüge pünktlich ihr Ziel erreichen. Diese Marke ist 2016 knapp verpasst worden. Damit einher gehen Herausforderungen bei der Sanierung des Schienennetzes. Die Bahn investiert zwar Milliarden in die Infrastruktur, doch es hapert an der Koordinierung der Baustellen.

Gleichzeitig muss es Richard Lutz gelingen, die Finanzsituation des Konzerns zu verbessern. Der Schuldenberg ist auf 18 Milliarden Euro angewachsen. Hier steckt der neue Chef in einer Zwickmühle: Denn die Qualitätsoffensive, die mehr Service für den Kunden und eine weitere Schritte bei der Digitalisierung bringen soll, wird Geld kosten.

Neue Ideen sind auch im Regionalverkehr nötig. Immer mal wieder musste sich die Bahn bei Ausschreibungen Konkurrenten geschlagen geben. Auch in Sachsen-Anhalt büßte der Konzern zuletzt Marktanteile ein. Im Fernverkehr hatte sich die Bahn zudem Billigfliegern und Fernbussen erwehren müssen. Zuletzt legten die Passagierzahlen aber wieder zu. Ein Sorgenkind bleibt der Güterverkehr: DB Cargo ist seit Jahren ein Verlustbringer.

Dass Richard Lutz und nicht der ehemalige Kanzleramtschef Ronald Pofalla zum Bahnchef berufen wurde, ist bei den anstehenden Aufgaben übrigens ein gutes Zeichen. Ein geringerer Einfluss der Politik und mehr betriebswirtschaftliche Entscheidungen werden dem Staatskonzern gut tun.