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Die Analyse Starke Marke statt Dieselchaos

US-Autobauer Tesla gibt bei der Elektromobilität den Ton an und zeigt der deutschen Autoindustrie die Rücklichter.

04.08.2017, 23:01

Magdeburg l Wer heute ein „Model 3“ des US-Autobauers Tesla bestellt, bekommt es voraussichtlich nicht vor Ende 2018. Dennoch lässt der Ansturm auf den ersten Mittelklassewagen des amerikanischen Elektroautobauers nicht nach. In der vergangenen Woche hatte Tesla die ersten 30 Exemplare öffentlichkeitswirksam an ihre Besitzer übergeben, seitdem verzeichnet das Unternehmen durchschnittlich 1800 neue Vorbestellungen – am Tag. Dabei können sich Kunden den Wagen weder bei einem Händler anschauen, noch macht Tesla aktiv Werbung dafür. Elon Musk ist es auch so gelungen, eine starke Marke aufzubauen.

Die Aura zeigt sich auf der Straße: Ein Tesla ist das einzige reine Elektroauto nachdem sich die Leute umdrehen, wenn es an ihnen vorbeifährt. Für die deutschen Autobauer ist das ein großes Problem. Während Audi, BMW, Daimler und Volkswagen im Dieselchaos versinken, kann der US-Hersteller seine Marktposition weiter stärken. Tesla gibt bei der Elektromobilität den Ton an, auch wenn die deutschen Autobauer gerne etwas anderes behaupten: Allein bis 2020 würden rund 40 Milliarden Euro in die Forschung rund um die E-Mobilität investiert. Die Deutschen reklamieren zudem ein Drittel aller Patente auf diesem Gebiet für sich.

Derzeit steht sich die Branche jedoch ausschließlich selbst im Weg. Mit dem Dieselskandal und vermeintlichen Kartellabsprachen tut die deutsche Autoindustrie alles dafür, dem Kunden den Kauf eines Teslas zu erleichtern. Der Autobauer aus Amerika hat die Schwäche der Platzhirsche längst erkannt. Während Tesla bislang ausschließlich in dem relativ kleinen Markt der Luxusklasse agierte, steht das „Model 3“ für den Angriff auf den Massenmarkt. In den USA wird der Mittelklassewagen bereits für rund 35.000 Dollar in der Basisversion zu haben sein, mit größerem Akku werden rund 44.000 Dollar fällig. Die Preisspanne ist bewusst gewählt: Im ähnlichen Segment liegen die 3-er-Serie von BMW und die C-Klasse von Mercedes. Beide Hersteller werden voraussichtlich erst in drei Jahren mit den elektrifizierten Versionen ihrer Modelle auf den Markt kommen. Bis dahin bleibt Tesla viel Zeit, um nahezu ungestört auf Kundenfang zu gehen.